Chemieindustrie Chemieindustrie: Gedämpfte Umsatzerwartung in Ostdeutschland

Berlin/dpa. - Die ostdeutschen Chemieunternehmen haben trotzeiner positiven Entwicklung in den ersten acht Monaten des Jahresgedämpfte Umsatzerwartungen. Das noch zu Jahresbeginn prognostiziertezweistellige Umsatzplus müsse auf fünf bis sieben Prozent korrigiertwerden, hieß es bei der Herbstpressekonferenz der ChemieverbändeNordost am Dienstag in Berlin. Hintergrund sei die anhaltendeweltweite Nachfrageschwäche und die steigende Verunsicherung nach denTerroranschlägen in den USA.
Von Januar bis August sei das Umsatzplus der Chemieunternehmen inden sechs ostdeutschen Bundesländern (einschließlich Berlin) imVergleich zum Vorjahr mit 11,3 Prozent deutlich stärker ausgefallenals in der deutschen chemischen Industrie insgesamt (plus 2,6Prozent), sagte der Vorsitzende des Nordost-Verbandes Gerwald F.Grahe. Es sei ein Umsatz von 13,6 Milliarden DM (6,95 Mrd Euro)erzielt worden. Der Auslandsumsatz sei um 24,1 Prozent auf 6,2Milliarden DM gestiegen und habe jetzt einen Anteil am Gesamtumsatzvon 46 Prozent.
Zum Wachstum habe die Sparte der chemischen Grundstoffe mit ihrenim vergangenen Jahr in Betrieb genommenen neuen Anlagen beigetragen,sagte Grahe. Auch der Absatz von Pharmazeutika und Körperpflegemittelhabe sich positiv entwickelt. Bei den Beschäftigtenzahlen vondurchschnittlich 40 700 Mitarbeitern habe es bis August eine leichteZunahme von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben.Umsatzrückgänge in der Chemiefaserindustrie hätten allerdings inBrandenburg zu einem Beschäftigungsabbau um 8,7 Prozent geführt.
Die Zahl der Unternehmen, die schlechtere Geschäfte bis zumJahresende erwarten, stieg nach einer Konjunkturumfrage im Septemberim Vergleich zum Vormonat um 14 Prozentpunkte. Schon seitJahresbeginn seien die Produzenten von Chemiefasern, die Herstellervon Farben und Lacken, die Zulieferer für die Halbleiterindustrie unddie Ausrüster von Telekommunikationsnetzwerken von Preisrückgängenund sinkender Nachfrage betroffen, sagte Grahe. Für 2002 zeige sicheine starke Verunsicherung in der ostdeutschen pharmazeutischenIndustrie. Sie sei durch die Pläne der Bundesregierung hervorgerufen,mit denen die Finanzprobleme der gesetzlichen Krankenversicherunggemindert werden sollen. Junge Chemieunternehmen in den neuen Ländernfühlten sich zudem durch die geplante Verschärfung der EU-Chemikalienpolitik bedroht.
Mit einer Image-Kampagne und einer Bildungsinitiative will diechemische Industrie Nachwuchskräfte gewinnen. Die Nachwuchssicherungwerde für die Unternehmen in Ostdeutschland in absehbarer Zeit zueinem großen Problem, sagte der stellvertretende Vorsitzendes desVorstands des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie, Rainer G. Jahn. Inwenigen Jahren schieden viele Mitarbeiter altersbedingt aus, währendsich gleichzeitig der «Wendeknick» bei den Geburten in der Anzahl derSchulabgänger auswirke.