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Chemiefusion perfekt: Akzo Nobel kauft ICI

13.08.2007, 11:04

London/dpa. - Nach monatelangem Ringen ist die milliardenschwere Übernahme des britischen Chemiekonzerns ICI durch den niederländischen Konkurrenten Akzo Nobel perfekt. Der Farben- und Lackehersteller ICI nimmt die Offerte in Höhe von 8,05 Milliarden Pfund (rund 12 Mrd Euro) an, teilte das britische Unternehmen mit.

Akzo hatte das bereits avisierte formelle Angebot erst wenige Stunden vor dem von der britischen Aufsichtbehörde gesetzten Fristende abgegeben. Akzo rechnet mit dem Abschluss der Übernahme im späten November oder frühen Dezember. Die Zustimmung der Aktionäre beider Konzerne steht aber noch aus.

Bis zur Einigung vergingen aber zwei Monate. Akzo hatte seine Offerte von ursprünglich 600 Pence auf 650 und schließlich auf 670 Pence je Aktie aufgestockt. Erst vor einer Woche gewährten die Briten Akzo eingeschränkten Einblick in die Bücher. Zusätzlich zu den 670 Pence je Aktie erhalten die ICI-Aktionäre die am 2. August, und damit vor der Übernahme durch Akzo, angekündigte Dividende in Höhe von 4,95 Pence je Anteilschein.

ICI-Chef John McAdam zeigte sich zufrieden mit dem Preis. "Das Angebot spiegelt die starken Wachstumsaussichten von ICI wider und die strategischen Perspektiven", sagte McAdam. "Wir glauben daher, dass im besten Interesse unserer Aktionäre ist, die Offerte anzunehmen." ICI-Aktien stiegen nach Bekanntwerden des Deals bis auf ein Rekordhoch von 649 Pence und notierte zum Mittag noch mit plus 1,9 Prozent bei 636,50 Pence. Seit 2003 hatte sich die Aktie von 100 Pence mehr als versechsfacht. Akzo-Papiere wurden bei 57,50 Euro um 1,45 Prozent höher gehandelt.

Einige ICI-Aktionäre hatten höher gepokert und forderten mindestens 700 Pence je Aktie. Analysten geben allerdings zu bedenken, dass der ICI-Kurs nach einem Scheitern der Übernahme einbrechen würde. Aber auch unter Akzo-Aktionären regt sich vereinzelt Widerstand. Sie halten den Preis für zu hoch. Analysten der Rabo Bank schlagen in die gleiche Kerbe. Sie sehen kaum Wertschöpfung durch die Übernahme, da die zu erwartenden Kostenersparnisse durch den hohen Kaufpreis wieder ausgegeben würden.

Die Niederländer versprechen sich von der Übernahme im Farben- und Lackegeschäft jährliche Einsparungen von 280 Millionen Euro vor Steuern. Zudem hofft Akzo darauf, dass die Zusammenlegung der Produktpalette mit der von ICI den Umsatz fördert. "Es wird wahrscheinlich Stellenstreichungen geben", sagte Akzo-Chef Hans Wijers am Montag. Davon könne auch Vertrieb und Verwaltung betroffen sein.

Möglich wurde Akzo die Aufstockung der Offerte, weil Henkel mit ins Boot kam. Der Düsseldorfer Konsumgüterhersteller Henkel nimmt Akzo die amerikanischen ICI-Tochtergesellschaften Adhesives (Klebstoffe) und Electronic Materials mit einem Umsatz von umgerechnet 1,85 Milliarden Euro für 2,7 Milliarden Pfund (4 Mrd Euro) ab.

Zusätzlich zum 1,6 Milliarden Euro schweren Aktienrückkauf kündigte Akzo an, ab 2008 eventuell 3 Milliarden Euro an Aktionäre zurückzugeben. Dieser Schritt hänge allerdings von dem Abschluss der ICI-Übernahme, dem geplanten Verkauf von Organon Bio Sciences für 11 Milliarden Euro an Schering Plough und der Genehmigung durch die Aktionäre ab. Die Rückzahlung dürfte eine Kombination von Aktienrückkauf und Ausschüttung sein, sagte Finanzvorstand Rob Frohn. Die Entscheidung darüber soll noch vor Jahresende fallen.