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Chemie Chemie: Italiener wollen ein neues Werk in Leuna bauen

Von Frank Zimnol 20.11.2003, 21:41

Leuna/MZ. - Damit wird sich der Chemiestandort Leuna künftig auch von der weichen Seite zeigen. Das hat mit den für diesen Industriestandort ungewöhnlichen Produkten zu tun, die das italienische Familienunternehmen Kartogroup vor Ort herstellenwill: Flauschige Küchentücher und hochwertiges Toiletten-Papier. Der Investor aus der Toskana hat sich entschlossen, in Leuna sein "modernstes und größtes Werk" zur Fertigung von Hygienepapier zu errichten.

Obwohl die endgültige Baugenehmigung desRegierungspräsidiums Halle noch aussteht -was Insider nach den erfolgreich verlaufenenVorprüfungen nur noch als Formsache ansehen- ist der italienische Ansiedler schon aufTuchfühlung zum neuen Standort gegangen.

Auf der 180000 Quadratmeter großen Flächezwischen Total-Raffinerie und Bundesstraße91 laufen bereits die Vorarbeiten für denBau des 80 bis 90 Millionen Euro teuren Projektes.Vieles deutet darauf hin, dass der symbolischeerste Spatenstich bereits im nächsten Monaterfolgen kann. "Die Italiener bauen in Leuna,weil sich der deutsche Markt für sie positiventwickelt", sagte Gerd Brecht, Geschäftsführerder Kartogroup Deutschland GmbH, die ihrenSitz noch in München hat, demnächst aber nachLeuna umsiedeln will. Zu den Kunden in derBundesrepublik zählten so bekannte Handelskettenwie Tengelmann, Plus, Schlecker oder Aldi.Das besondere an dieser Partnerschaft sei,dass Kartogroup Eigenmarken für diese Abnehmerproduziere, erläuterte Brecht, der promovierterWirtschaftswissenschaftler ist und zuvor inDiensten eines schwedischen Papierkonzernsgestanden hat.

Die neue Produktionsstätte soll jährlich rund50000 Tonnen Zellstoff zu Hygiene-Papierverarbeiten. Falls Preis und Qualität stimmten,würde auch Zellstoff aus dem in Arneburg beiStendal entstehenden Werk eingekauft, deuteteder Kartogroup-Manager an.

100 der in Leuna insgesamt 150 benötigtenMitarbeiter - es handele sich dabei vornehmlichum das technische Personal - seien bereitseingestellt worden. "Sie befinden sich schonim Training für ihre spätere Tätigkeit", verrietBrecht.

Schlüssel-Bereiche des neuen Leunaer Betriebessind Zellstoff-Aufbereitung und Papiermaschine.Auf ihr werden so genannte Mutterrollen hergestellt.Sie sind 2,70 Meter breit, haben einen Durchmesservon 2,50Meter und bringen stattliche 3,5Tonnenauf die Waage. Aus ihnen werden dann die handelsüblichen"Röllchen" gefertigt. Das Toiletten-Papier,das pro Tag hergestellt werden soll, würdevon der Länge her ausreichen, den Erdballzu umspannen, machte Brecht die Leistungsfähigkeitder Linie deutlich. Der Platz in den Hallenvon Leuna sei von vornherein so bemessen worden,dass später auch die anderen Hauptprodukteder Kartogroup, Taschentücher und Servietten,hergestellt werden können.

Das italienische Unternehmen realisiert nacheigenen Angaben mit insgesamt 1100 Mitarbeitern- darunter auch in Frankreich und Spanien- einen Umsatz von 320 Millionen Euro. Vonder künftigen Anlage in Leuna erhofft mansich eine Umsatzgröße von 100 Millionen.