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Chemie-Beschäftigte bekommen 4,4 Prozent mehr Lohn

16.04.2008, 15:42

Lahnstein/dpa. - Die chemische Industrie hat einen neuen Tarifabschluss: Die rund 550 000 Beschäftigten erhalten in diesem Jahr 4,4 Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von 13 Monaten. Zudem sollen die Betriebe eine Einmalzahlung von 0,5 Prozent eines Monatsentgeltes mal 13 zahlen.

2009 werden die Entgelte um weitere 3,3 Prozent für zwölf Monate erhöht. Das teilten beide Seiten am Mittwoch nach der zweiten bundesweiten Verhandlungsrunde im rheinland-pfälzischen Lahnstein mit. Die Laufzeit beginnt regional unterschiedlich und endet zwischen Ende März und Ende Mai 2010.

«Die kräftige Anhebung der Einkommen entspricht der Lage, wir haben unser Ziel - ein höherer Abschluss als 2007 - erreicht», sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft IG BCE, Werner Bischoff. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach Einkommenserhöhungen von sieben Prozent in die Tarifrunde gegangen. Der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC), Hans-Carsten Hansen, sagte: «Mit diesem Tarifabschluss sind die Arbeitgeber bis an die Belastungsgrenze gegangen.» Zudem einigten sich die Tarifparteien bei den Themen Ausbildung und Lebensarbeitszeit.

Beide Seiten bezeichneten den Tarifabschluss als wegweisend für andere Branchen, bei denen in diesem Jahr noch Tarifverhandlungen anstehen. Der vorige Chemie-Abschluss hatte ein Volumen von 4,3 Prozent, bestehend aus einer linearen Anhebung von 3,6 Prozent und einer Einmalzahlung von 0,7 Prozent eines Monatsentgelts in jedem Monat der Laufzeit. Die Verhandlungen in der Chemie-Industrie waren regelmäßig ohne große Konflikte über die Bühne gegangen.

Zudem wurde am Mittwoch ein neuer Tarifvertrag zur flexiblen Gestaltung der Lebensarbeitszeit geschlossen. Kernpunkt sei eine Regelung zur Altersteilzeit, erklärte die IG BCE. Demnach werden 2009 betriebliche Fonds eingerichtet, die von den Arbeitgebern jährlich mit einem Beitrag von zunächst 300 Euro pro Beschäftigten gespeist werden. Der Beitrag sei dynamisch. «Die künftigen Erhöhungen werden entsprechend den Entgelterhöhungen vorgenommen», hieß es. Zudem würden die bereits bestehenden Langzeitkonten attraktiver. Aus den Fonds solle auch die Teilrente aufgebessert werden.

Der IG BCE war es vor allem darum gegangen, Lösungen für besonders belastete Arbeitnehmer zu finden, die nicht bis 67 arbeiten können. So seien 25 bis 30 Prozent der Mitarbeiter in der chemischen Industrie Schichtarbeiter. Ende 2009 läuft die bisherige Altersteilzeit-Förderung aus, mit der der Staat unter bestimmten Bedingungen den vorzeitigen Ruhestand finanziell attraktiver macht. Mit der neuen Vereinbarung werde der bestehende Tarifvertrag nach 2009 auf dem bisherigen Niveau fortgeführt. Die Altersteilzeit könne vom 59. bis zum 65. Lebensjahr in Anspruch genommen werden, erklärte die Gewerkschaft

Zudem vereinbarten die Tarifparteien die Fortführung des Ausbildungstarifvertrags bis 2012. Dabei legten sie konkrete Ausbildungszahlen für die Jahre 2009 und 2010 fest: «Insgesamt werden die Chemiebetriebe in dieser Zeit 18 200 Ausbildungsplätze neu anbieten», erklärte der BAVC.