CERN beschleunigt Protonen - Schwarze Löcher möglich
Genf/Hamburg/dpa. - Der weltgrößte Teilchenbeschleuniger LHC in Genf soll heute einen neuen Rekord aufstellen. Zwei beschleunigte Protonenstrahlen werden voraussichtlich mit einer Energie von zusammen sieben Tera-Elektronenvolt (TeV) zusammenprallen.
Angst vor möglichen Schwarzen Löchern, die die Erde verschlingen, haben die Teilchenphysiker am europäischen Teilchenforschungszentrums CERN bei Genf nicht. Es würden keine gefährlichen Schwarzen Löcher erzeugt, sagte CERN- Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer dem Deutschlandradio Kultur am Montag. In dem LHC-Beschleuniger könnten nur eventuell und lediglich mikroskopische Schwarze Löcher entstehen. Dabei handelt es sich nach CERN-Angaben jedoch nicht um die aus dem Kosmos bekannten Schwarzen Löcher, sondern um exotische Quantenzustände. Diese zerfielen nach der Erzeugung sofort wieder, betonte Heuer. Zudem mache das Universum seit Milliarden von Jahren jede Sekunde Milliarden derartige Experimente. «Und wir sind immer noch da.»
Mit den Kollisionen sollen Bedingungen wie kurz nach dem Urknall simuliert werden. Dadurch können vielleicht bislang nur theoretisch beschriebene Partikel wie das Higgs-Teilchen nachgewiesen werden. Das Higgs-Teilchen ermöglicht gemäß dem Standardmodell der Physik, dass Teilchen überhaupt eine Masse haben. Wenn das «Higgs» existiere, werde es auch am LHC entdeckt, vermutet Heuer. Das Standardmodell erkläre zudem lediglich vier bis fünf Prozent der Materie- und Energiedichte des Universums, der Rest liege im Dunkeln. «Ich erhoffe mir wirklich in den nächsten paar Jahren das erste Licht in dieses dunkle Universum.»
Die Physiker extrahieren für das Experiment Kerne von Wasserstoffatomen (Protonen). Diese Protonen werden dann mit jeweils 3,5 TeV aufeinandergeschossen. Eine TeV entspricht einer Billion Elektronenvolt. Vom Urknall sei dieses Experiment aber noch weit entfernt, sagte Heuer. Der Ringtunnel des LHC (Large Hadron Collider) liegt unter Schweizer und französischem Gebiet und ist 27 Kilometer lang.
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