Celesio senkt mittelfristige Ziele
Stuttgart/dpa. - Der Pharmahändler Celesio hat wegen einschneidender Maßnahmen im britischen Gesundheitswesen seine mittelfristigen Ziele nach unten korrigiert. Aus heutiger Sicht gehe der Konzern für die Jahre 2006 bis 2010 nicht mehr von einem durchschnittlich zweistelligen Wachstum des Vorsteuergewinns aus.
Das teilte Celesio am Freitag kurz vor Börsenschluss in Stuttgart mit. Die Aktie rauschte daraufhin in den Keller und schloss 8,36 Prozent schwächer bei 44,26 Euro. Großbritannien will die Arzneimittelerstattungspreise und Apothekenvergütungen kürzen. Celesio habe zwar mit Maßnahmen gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß, sagte ein Sprecher. Diese kämen nun zu den bereits angekündigten Sparmaßnahmen in anderen für Celesio relevanten Märkten wie Frankreich, Niederlande oder Irland hinzu.
Daher werde wie im vergangenen und im laufenden Jahr auch 2008 nur mit einer einstelligen Wachstumsrate beim Vorsteuergewinn gerechnet. Entsprechend schwierig sei es, den Fünfjahres-Durchschnitt eines zweistelligen Wachstums beim Vorsteuergewinn dann bis 2010 noch zu erreichen, sagte er.
Im vierten Quartal führen die angekündigten Maßnahmen des englischen Gesundheitsministeriums laut Mitteilung zudem voraussichtlich zu einer Ergebnismehrbelastung von mehr als 30 Millionen Euro. "Trotzdem hält Celesio am Ausblick für 2007 fest", hieß es. Man rechne für das Gesamtjahr 2007 weiterhin damit, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stärker als der Umsatz wachsen wird. Das Ergebnis vor Steuern soll im Vergleich zum Vorjahr steigen.
Allerdings gehe Celesio nun davon aus, dass der Vorsteuergewinn langsamer wächst und damit unter dem Anstieg des Vorjahres von 6,3 Prozent bleibt, sagte der Sprecher. Bislang sei man von einem stärkeren Plus ausgegangen. Für Aussagen zum kommenden Jahr sei es noch zu früh, sagte er. "Dazu können wir erst etwas sagen, wenn wir die Details der geplanten Maßnahmen kennen." Auf der Bilanz-Pressekonferenz im März werde es voraussichtlich nähere Informationen geben.
Celesio kündigte an, alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen der staatlichen Eingriffe soweit wie möglich zu kompensieren. Allerdings seien die Sparmaßnahmen des englischen Gesundheitsministeriums so einschneidend und gravierend, dass es höchster Anstrengung bedürfe, auf dem bisherigen Erfolgskurs zu bleiben, sagte Celesio-Chef Fritz Oesterle laut Mitteilung. "Dank unseres ausgezeichneten Managements und dem großen Engagement unserer Mitarbeiter in Großbritannien bin ich zuversichtlich, dass wir dies auch erreichen werden."
Am Markt wurde die Nachricht mit Enttäuschung aufgenommen. "Schlimmer geht es nicht", war das erste Urteil eines Händlers. Ein weiterer Börsianer sagte: "Insbesondere der mittelfristige Ausblick klingt schlecht und ist dazu noch sehr vage." Die nun breit gefächerte Prognose für das Vorsteuerergebnis lasse viel Raum für Spekulationen. Es sei nun gut möglich, dass sich längerfristig orientierte Anleger von dem Papier verabschieden, was am Montag nochmals zu Kursverlusten führen könnte.