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Business-Plan nach der Magister-Arbeit Business-Plan nach der Magister-Arbeit: Wenn Studenten Firmen gründen

Von Sabine Schrader 10.08.2004, 14:00
Erfahrungen sammeln, um selbstständig zu sein. (Foto: dpa)
Erfahrungen sammeln, um selbstständig zu sein. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Osnabrück/Frankfurt/Main/dpa. - «Es ist was Tolles, für sich selbst zu arbeiten», schwärmt die 28-jährige Lüneburgerin. Existenzgründungen nach dem Studium sind längst keine Seltenheit mehr. «Seit mehreren Jahren gibt es in allen Bundesländern Förderprogramme für Unternehmensgründungen aus Hochschulen», sagt Annette Busch, Regionalcoach im Projekt «Die gründerfreundliche Hochschule» in Osnabrück.

Gründungen werden seit Ende der neunziger Jahre auch in Fachrichtungen beobachtet, in denen man in früheren Jahren noch nicht daran gedacht hat, bestätigt Professor Hans-Jürgen Weißbach. Dazu zählten etwa Pflege- und Sozialberufe, so der Dozent am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Fachhochschule Frankfurt.

Dennoch entschlössen sich die meisten Absolventen erst sieben oder acht Jahre nach dem Examen zu diesem Schritt. «Es ist für die Mehrzahl der Studierenden besser, erst Berufserfahrungen zu sammeln», so der Experte. Um die fehlende Praxis auszugleichen, sei es möglich, bereits während des Studiums die Selbstständigkeit nebenberuflich aufzubauen, erklärt Busch.

Erheblich an Fahrt gewonnen hat das Gründungsklima an den Hochschulen durch das 1998 gestartete Programm «Exist». Unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMFB) in Berlin, sind inzwischen in 15 Modellregionen Gründungsnetzwerke entstanden. Ziel ist, das Thema «Unternehmerische Selbstständigkeit» dauerhaft in Lehre und Forschung zu verankern und Gründerpersönlichkeiten sowie Ideen an Hochschulen zu fördern.

«Sie stürzen sich erst gar nicht auf den Arbeitsmarkt», sagt Viktoria Fitterer. «Sie haben eine Idee, von der sie glauben, dass sich damit Geld verdienen lässt», so die Sprecherin vom Existenzgründungs-Impuls «Keim» in der Region Karlsruhe/Pforzheim. Dort entfallen mehr als die Hälfte aller bisherigen Gründungen auf Studierende und Doktoranden, die sich während oder direkt nach dem Studium oder ihrer Promotion selbstständig gemacht haben. Gegründet werde meistens im Team. Kommt es zu Problemen, liege das nicht am Fachlichen, sondern am Marketing.

«Wer extrem schüchtern ist, wird es bei der Gewinnung von Kunden schwer haben», bestätigt Weißbach. Als noch größeren Risikofaktor schätzt der Experte mangelnde Erfahrungen in Personalführung ein. Die Kapitalbeschaffung ist trotz öffentlicher Förderung ebenfalls nicht immer einfach.

Auch für Christina Englert war der Start nicht leicht. Einige Kreditinstitute hätten ihren Business-Plan kommentarlos zurückgeschickt. «Die Banken wollen für alles Sicherheiten haben. Dabei stoßen die Leute an ihre Grenzen», sagt sie. «Ohne Rückhalt meiner Familie hätte ich es nicht geschafft.»