Bürobedarf Bürobedarf: Barock Tintenfabrik setzt auf Sparsamkeit

Radebeul/dpa. - Vor rund 175 Jahren gründete der Dresdner August Leonhardi eineChemische Tintenfabrik und produzierte dort die von ihm erfundeneAlzarin-Schreib- und Kopiertinte. Sie wurde 1854 zum Patentangemeldet und unter dem Namen «Eisengallus-Tinte Klasse 1» verkauft.«Tinte ist nicht einfach eine blaue, schwarze oder rote Flüssigkeit»,erläutert Mäder. Sie muss im Schreibgerät förmlich nach vornekriechen, lückenlos schreiben, darf nicht ins Papier einziehen undmuss relativ schnell trocknen.
Zu DDR-Zeiten war Barock - in Anspielung auf den ungleich größerenKonkurrenten im Westen auch «Pelikan des Ostens» genannt - alleinigerHersteller von Tinte. Nach der Wende schaute es für die Firmaschlecht aus. «Die Zahl der Mitarbeiter von 400 war nicht zu halten»,sagt Mäder, der das Unternehmen mit einem Partner aus der zweitenPleite Ende der 90er Jahre erwarb. Heute gibt es 40 Beschäftigte. DerUmsatz konnte seitdem verdreifacht werden und liegt im zweistelligenMillionenbereich.
«Barock und High Tech ist für uns kein Widerspruch», sagt Mäder.Mit Einführung der ersten Computerdrucker stellte sich bei den Kundendie Frage nach preisweiteren Ersatzpatronen. Vor dem Nachbau schützensich die Druckerhersteller oft mit Patenten. «Dagegen setzten wir miteinem Wiederbefüllen der Originale», sagt Mäder. Nach eigenen Angabenblieb Barock bislang von Forderungen der Hersteller verschont. Auchandere Dienstleister setzen auf dieses Marktsegment. DieDruckerhersteller plädieren zwar für ihre Originalprodukte, dochStiftung Warentest konnte in der Regel keine gravierenden Nachteileausmachen.
Mit dem etwas altertümlich wirkenden Kronentor des DresdnerZwinger im Firmenlogo ist Barock alljährlich auf der Cebit Hannover.«Vermutlich sind wir die ältesten unter den vielen jungen Firmen»,meint Mäder. Er verkauft dort seine wiederbefüllten Farbpatronen undToner sowie Tinten, schaut sich aber auch um und informiert sich überneue Drucker. Nach verschiedenen Berechnungen werden allein inDeutschland im Jahr etwa 75 Millionen Tintenkartuschen verbraucht.Erst 10 bis 15 Prozent werden mehrfach verwendet. «Gelingt es, diesenAnteil auf 25 bis 30 Prozent zu erhöhen», wagt Mäder gar nicht denfür sein Unternehmen anfallenden Umsatz zu berechnen.
Neben dem Preis verweist er auch auf den Umweltschutz. VerbrauchteToner- und Tintenmodule werden gesammelt, in Dresden wieder befülltund an die Läden zurückgeliefert. 470 Patronentypen sind im Angebot.Insgesamt werden weit über 300 Tonnen Tinte im Jahr hergestellt:schwarz, blau, rot oder grün für Füller sowie schwarz, cyan, magentaoder gelb und die entsprechenden Fotofarben und Zusatzfarben fürTintenstrahldrucker.
An einem Ostalgie-Produkt hält Barock seit mehr als 50 Jahrenfest. Die Zeiten überdauert hat ein Büroleim, der auf der Basis vonMais- oder Kartoffelstärke hergestellt wird. Die kleinenLeimfläschchen mit Plastikpinsel direkt im Deckel sind bereits vonGenerationen von Kindern zum Basteln verwendet worden.