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Bundesweiter Streik im Güterverkehr

08.11.2007, 13:27

Frankfurt/Main/dpa. - Die Lokführergewerkschaft GDL hat mit bundesweiten Streiks im Bahn-Güterverkehr begonnen. «Wir haben keinen Schwerpunkt, wir streiken im Güterverkehr bundesweit», sagte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Der Streik soll 42 Stunden dauern und am Samstagmorgen um 6.00 Uhr enden. Die Bahn will einen Stillstand im Schienengüterverkehr verhindern. Zu Verspätungen und Zugausfällen könne es aber kommen, sagte eine Sprecherin. Um die Folgen zu mildern, seien Dienstpläne bei der Güterbahn Railion (früher DB Cargo) so gestaltet worden, dass von den insgesamt 5400 Lokführern möglichst viele nicht streikberechtigte Beamte eingesetzt werden. Mit Kunden werde laufend abgestimmt, welche Züge besonders wichtig sind und vorrangig gefahren werden müssen. Einen Ersatzfahrplan, wie er bei vorangegangenen GDL-Streiks im Personenverkehr aufgestellt worden war, gebe es nicht.

Auch die GDL will noch nicht abschätzen, wie viele Güterzüge wegen des Arbeitskampfes ausfallen werden. Schell geht davon aus, dass von den Lokführern im Güterverkehr der Deutschen Bahn etwa ein Drittel im Dienst sind. Ein Schwerpunkt im Nordosten soll laut GDL der Rostocker Seehafen sein. Rund 90 Prozent der Lokführer im Hafen seien in der Lokführergewerkschaft organisiert. Nach Angaben des Hafens laufen 20 Prozent des Güterumschlags über die Bahn. Mit den Streiks will die GDL unter anderem erreichen, dass Umschlagplätze für den Güterverkehr nach und nach volllaufen.

Einige Unternehmen verlagern den Gütertransport auf die Straße. Der Logistik-Dienstleister Hellmann hat 150 zusätzliche Lastwagen angefordert, wie ein Sprecher sagte. Das Unternehmen werde am Donnerstag und Freitag seine Lieferungen nur über die Straße abwickeln. Ein Sprecher der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sagte, dass sich Hafenkunden darauf vorbereitet hätten, auf Speditionen auszuweichen.

Der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Bundesländer, Karl Heinz Daehre (CDU), befürchtete, dass das in wenigen Tagen zu einem «Verkehrschaos auf den Straßen führen» könne. Es werde nicht sofort Probleme geben, «weil natürlich die Betriebe eingestellt sind darauf, dass dieser Streik beginnt», sagte er am Donnerstag im Südwestrundfunk. «Aber das ist nur eine Frage von Stunden.»

Ein möglicher Kompromiss zwischen den Parteien ist nicht in Sicht. «Solange die Bahn uns kein Angebot vorlegt, streiken wir», betonte Schell. In dem seit Monaten festgefahrenen Tarifkonflikt fordert die Gewerkschaft einen eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und bis zu 31 Prozent mehr Geld. Die GDL verlangt vor der Wiederaufnahme von Verhandlungen von der Bahn ein neues Angebot, das Angaben über Arbeitszeit und Gehalt enthält.