Briefzustellung Briefzustellung: Großverlage machen künftig der Post Konkurrenz

Berlin/dpa. - Dafür wollen sie ihre bisherigen regionalen Aktivitäten ausbauen und sich für denvollständigen Fall des Briefmonopols der Post Ende 2007 in Stellungbringen. Das Kartellamt muss den Zusammenschluss noch genehmigen.
«Bis Ende 2006 wollen wir flächendeckend bundesweit zustellen»,sagte Günter Thiel, der die Gemeinschaftsfirma aufbauen und führensoll. An den Chancen der Liberalisierung würden neben den Kunden nurMarktteilnehmer teilhaben, die schon über ein entsprechendes Know-howverfügten. Thiel ist ehemaliger Vorstandsvorsitzender der ThielLogistik AG und arbeitete zuletzt als Chef der TNT Logistics Central& Eastern Europe. Gesteuert werden soll das operative Geschäft voneiner GmbH in Berlin, Sitz der Verwaltungsgesellschaft soll Luxemburgsein. Zum künftigen Firmennamen wurden vorerst keine Angaben gemacht.
Die neue nationale Postgesellschaft peilt nach den Worten Thielsfünf Jahre nach dem Start einen Umsatz von rund einer Milliarde Euroan. An dem Gemeinschaftsunternehmen, das voraussichtlich im Oktobergegründet werden soll, sind die vier Partner mit jeweils 25 Prozentbeteiligt. Ihre schon in verschiedenen Regionen tätigen Zustellfirmenwerden darin gebündelt. Demnach bringen Springer («Bild», «Welt») undHoltzbrinck («Die Zeit», «Tagesspiegel») ihre gemeinsame Tochter PinAG ein, die in Berlin, Leipzig, Köln und Frankfurt/Main präsent ist.Zusammengeführt werden sollen zudem die Springer-Tochter PDV(Hamburg) und die zur WAZ-Gruppe («Westdeutsche Allgemeine Zeitung»)gehörenden Anbieter WPS (Ruhrgebiet) und ThPS (Thüringen).
Die Deutsche Post bezeichnete es als normal, dass sich angesichtsder anstehenden Liberalisierung Konkurrenten in Stellung bringen. DiePost sei auf Wettbewerb vorbereitet, sagte Sprecher Dirk Klasen.
Springer will mit dem Joint Venture am «höchst lukrativen Geschäftmit Postdienstleistungen partizipieren», wie ein Sprecher sagte. Umein drittes Standbein neben dem Kerngeschäft Print und den Fernseh-Aktivitäten im Zuge der geplanten Übernahme der TV-KetteProSiebenSat.1 handele es sich aber nicht. Ein Sprecher der WAZ-Mediengruppe sagte, mit der Kooperation bestehe die Möglichkeit, sichbundesweit aufzustellen.
Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck sprach von einem großenWachstumsmarkt, in dem es letztlich ein Duopol mit der Post und demneuen Unternehmen geben werde. Die eigenen fünf regionalenPostdienstleister, die in etwa das Verbreitungsgebiet der regionalenTageszeitungen des Verlages abdecken, würden nicht in dieneue Gesellschaft eingebracht, sondern sollten «sehr eng»kooperieren.
Die Rosalia AG soll vor allem Managementleistung einbringen. Zudemwerde sie sich als «verlagsneutrales Unternehmen» umInteressensausgleich kümmern, sagte Thiel.