Brauchtum Brauchtum: Der Trend geht zum Zweitbaum
Halle/MZ. - Mit roter Nase und gut durchgefroren verschnürt Claudia Weinhold direkt vor dem halleschen Steintor-Varieté Weihnachtsbäume nach Kundenwunsch. "Das Geschäft läuft gut. Am besten gehen Nordmanntanne, Blaufichte und Kiefer", erzählt die junge Verkäuferin von der Fasanerie Doberstau. Die Kunden würden wieder mehr Wert auf echte ökologische Produkte legen, statt die chemisch behandelten Billigbäume der letzten Jahre nachzufragen.
Ein Eindruck, den Jürgen Domey, Büroleiter der Forstamts Naumburg, teilt. "Die Kunden nehmen mehr Angebote von Forstämtern, Baumschulen und Waldbesitzern an und schlagen ihre Weihnachtsbäume selbst. Da haben sie die ultimative Auswahl und Qualität." Dabei sei auch zu beobachten, dass viele Familien mehr als nur einen Baum fällen. "Oft wird noch ein kleinerer Baum für die Kinder mitgenommen."
Diesen Trend zum Zweitbaum will auch der Hauptverband der holzverarbeitenden Industrie ausgemacht haben. Der diesjährige Anstieg der Verkaufszahl um 300 000 Stück auf 28 Millionen Weihnachtsbäume hänge mit der Zunahme der Single-Haushalte und mit dem Kauf von Zweitbäumen für Balkone und Terrassen zusammen. Der Durchschnittsbaum sei 164 Zentimeter groß und koste 22 Euro.
Im Wesentlichen werde deutschlandweit der Bedarf an Weihnachtsbäumen aus regionaler Produktion gedeckt. Allerdings wurde nach Angaben des Verbands für Sachsen-Anhalt ein großes Kontingent aus Dänemark, Holland, Mecklenburg und Schleswig-Holstein eingeführt. Grund sei, so Eberhard Reckleben, Chef des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt, dass man seit einigen Jahren staatlicherseits keine starke Nadelholzaufforstung und auch keine expliziten Weihnachtsbaumplantagen betreibe. Für das Angebot von Claudia Weinhold spielt das alles keine Rolle. "Über 90 Prozent unserer verkauften Bäume stammt aus eigenem Anbau."