Branchenausblick Branchenausblick: Die wichtigsten deutschen Industrien 2009

Hamburg/dpa. - Ein Ausblick auf dieErwartungen in den wichtigsten Branchen:
Die Krise in der deutschen AUTOINDUSTRIE wird im nächsten Jahrhistorische Dimensionen annehmen. Wegen der Finanzkrise, derschwachen Nachfrage und hausgemachten Problemen erwartet die Brancheein rabenschwarzes Jahr 2009. Im In- und Ausland läuft es derzeitschlecht. Der Export bricht weg und in Deutschland werden im nächstenJahr wohl nur noch 2,9 Millionen Neuwagen verkauft werden - das wäredas schlechteste Ergebnis im wiedervereinigten Deutschland. Schonrechnen Experten mit dem Abbau von tausenden Stellen in der deutschenSchlüsselindustrie, die 761 000 Mitarbeiter zählt. Die Klimaschutz-Auflagen der EU-Kommission verlangen den Firmen millionenschwereInvestitionen zur Entwicklung schadstoffarmer Antriebe ab. MancheFirmen rufen bereits nach staatlicher Hilfe. So hat Opel einestaatliche Bürgschaft von mindestens einer Milliarde Euro beantragt.
Die BANKENBRANCHE rechnet nicht mit einem schnellen Ende derWirtschafts- und Finanzmarktkrise. Die Hoffnung von Anfang diesesJahres, dass mit Vorlage der Jahresbilanzen für das Krisenjahr 2007das Vertrauen wieder in die Märkte zurückkehren würde, wurde bitterenttäuscht. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers MitteSeptember und der Absturz Deutschlands in die Rezession verschärftendie Krise sogar noch. Doch eine Welle von Entlassungen in der Branchebefürchtet etwa der scheidende Präsident des PrivatbankenverbandesBdB, Klaus-Peter Müller von der Commerzbank, nicht. Bislang ist unteranderem bekannt, dass bei der Übernahme der Dresdner Bank durch dieCommerzbank weltweit 9000 der insgesamt 67 000 Vollzeitstellengestrichen werden, davon 6500 in Deutschland. Unter Dach und Fachsein soll die größte Fusion in der deutschen Finanzbranche bereits imMärz. Auch im Lager der Landesbanken erwarten Experten eine weitereBereinigung: So hat der Sparkassen-Fondsdienstleister DekaBankInteresse an Teilen der WestLB bekundet.
Nach fünf fetten Wachstumsjahren in Folge ist der deutscheMASCHINENBAU für den weltweiten Nachfrageeinbruch gut gerüstet. DasWort Krise will der Branchenverband VDMA nicht in den Mund nehmen,auch wenn die Aufträge aus dem Ausland bereits empfindlicheinbrechen. Die Orders reichen wegen der langen Produktionszeitennoch ein halbes Jahr. Laut Prognose des Verbandes DeutscherMaschinen- und Anlagenbau (VDMA) soll die Produktion 2009 dasVorjahresniveau erreichen. Um auf die Konjunkturflaute zu reagieren,bauen die Firmen Zeitarbeitsstellen ab. Die Stammbelegschaft mit968 000 Mitarbeitern wollen sie aber erhalten, jedoch nicht mehr wiein den Vorjahren neue Jobs schaffen. 2009 dürfte sich die Scherezwischen den Verlierern des Maschinenbaus- wie Autozulieferern -und Gewinnern wie Herstellern von Energiemaschinen weiter öffnen.
Die BAUBRANCHE blickt mit Skepsis auf 2009, wobei die Industrieoptimistischer ist als das mittelständische Baugewerbe. DerHauptverband der Bauindustrie erwartet zwar «ein schwieriges Jahr»,die Unternehmen seien jedoch gut aufgestellt. 69 Prozent derUnternehmen hatten zuletzt noch eine bessere oder gleichbleibendeGeschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten vorhergesagt. DerZentralverband des Deutschen Baugewerbes rechnet für 2009 beim Umsatzmit «maximal Stagnation auf dem jetzt erreichten Niveau». Der zuletztstarke Wirtschaftsbau werde seine Investitionen wahrscheinlichzurückfahren, der Wohnungsbau bleibe am Boden. Es sei zu hoffen, dassdie öffentlichen Bauträger sich antizyklisch verhielten - ihreAusgaben also in der Krise erhöhten.
Die CHEMIEINDUSTRIE geht mit vollen Lagern und leerenAuftragsbüchern in das Jahr 2009. Wichtige Abnehmerbranchen wie Autound Bau schwächeln ebenso wie der private Konsum. Dennoch erwartetder Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf sehr hohem Niveaueinen vergleichsweise moderaten Produktionsrückgang von 1 Prozent.Bei gleichzeitig leicht sinkenden Rohstoffpreisen werde der Umsatz um1,5 Prozent schrumpfen, kündigte VCI-Präsident Ulrich Lehner an. 2008war noch bei stagnierender Produktion ein Umsatzplus von 3 Prozentauf 178,8 Milliarden Euro erzielt worden. Die Stammbelegschaften derWerke sollen gehalten werden. Einziger Wachstumstreiber der deutschenChemie ist derzeit die von der Konjunktur weitgehend unabhängigePharma-Industrie, die immer stärker von der Alterung der Gesellschaftprofitiert. Ihre Produktion soll auch 2009 um 2,5 Prozent wachsen.
Die VERSICHERUNGSBRANCHE spürt zwar die Auswirkungen derFinanzkrise, befürchtet aber keine Geschäftseinbrüche. 2009 dürftedas Beitragsvolumen nach einem Plus von voraussichtlich 1,5 Prozentauf 165,3 Milliarden Euro in diesem Jahr in etwa stagnieren, erwartetder Versicherungsverband GDV. Angesichts des konjunkturellen Umfeldswäre das eine robuste Entwicklung, betonte eine GDV-Sprecherin. «Wirsehen, dass die Versicherung im aktuellen Marktumfeld einstabilisierendes Element ist.» Zwar hat die Börsen-Talfahrt in denvergangenen Monaten auch die Versicherer getroffen, und einige vonihnen mussten die Gewinnerwartungen nach unten korrigieren. Der GDVrechnet aber nicht damit, dass Unternehmen in eine Existenzkrisegeraten oder staatliche Hilfen in Anspruch nehmen müssen. Weiterprofitieren will die Branche unter anderem vom Bedarf an privaterAltersvorsorge - gerade in Krisenzeiten.