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Börse Börse: Facebook legt die Karten offen

Von Andreas Geldner 02.02.2012, 19:41

Washington/MZ. - Der Startschuss zu einem der größten Börsengänge der US-Geschichte ist gefallen. Das seit der Gründung im Jahr 2004 rasant gewachsene soziale Netzwerk Facebook hat bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC die notwendigen Dokumente eingereicht, um noch in diesem Frühjahr die ersten Aktien ausgeben zu können. Offiziell nennt der 197-seitige Antrag einen angepeilten Erlös von fünf Milliarden Dollar. In der Realität dürfte wohl doppelt so viel Geld in die Kasse kommen.

Damit hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seinen Widerstand gegen die Umwandlung seines Unternehmen in eine Aktiengesellschaft aufgegeben. In einem Begleitbrief zum Antrag bei der SEC beteuert Zuckerberg weiterhin, dass Facebook für ihn weniger ein Unternehmen sei, sondern ein Vehikel um die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen zu revolutionieren. „Wir bauen unsere Dienste nicht aus, um Geld zu verdienen; wir verdienen Geld, um unsere Dienste auszubauen“, schreibt er. Sollte Facebook den maximal geschätzten Börsenwert von 100 Milliarden Dollar (rund 77 Milliarden Euro) realisieren können, dann wäre er dank seiner Unternehmensanteile um 28 Milliarden Dollar reicher. Facebook würde damit den Wert des Suchmaschinenbetreibers Google bei dessen Börsengang im Jahr 2004 um etwa das Vierfache übertreffen.

Der Gang an die Wall Street kommt zu einer Zeit, in der das bisher rasant wachsende Unternehmen in ein neues Entwicklungsstadium übergeht. Facebook hat mit seinen zurzeit 845 Millionen Nutzern eine Schwelle erreicht, in dem sich das explosive Wachstum der ersten Jahre laut den Börsenunterlagen etwas verlangsamt hat. Dennoch sind allein 2011 weltweit fast 40 Prozent mehr Facebook-Nutzer dazugekommen. Das soziale Netzwerk expandierte vor allem außerhalb der USA etwa in Ländern wie Brasilien. Für die weitere Entwicklung wird es entscheidend sein, ob sich der enorme Datenschatz, den Facebook durch die Beobachtung der Nutzergewohnheiten angesammelt hat, zu Geld machen lässt.

Ein im vergangenen November mit der US-Verbraucherschutzbehörde FTC geschlossener Vergleich hat allerdings die Gratwanderung gezeigt, die das Unternehmen beim Schutz der Privatsphäre unternehmen muss. Die Regulierer zwangen Facebook beispielsweise dazu, besser mit seinen Nutzern zu kommunizieren, wenn es – wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen – die Einstellungen zum Schutz persönlicher Angaben verändert. „Wenn die Menschen unsere Produkte nicht als nützlich, verlässlich und vertrauenswürdig ansehen, könnte es sein, dass wir Nutzer nicht anziehen oder behalten können“, heißt es deshalb im Börsenantrag.

Bisher liegt Facebook bei den Anzeigen weit hinter seinem Konkurrenten Google zurück. Der Anteil der Werbeeinnahmen am Gesamtumsatz ist zwischen 2009 und 2011 sogar von 98 Prozent auf 85 Prozent gesunken. Mit dem im Börsenantrag für 2011 ausgewiesenen Umsatz von 3,71 Milliarden Dollar und einem Gewinn von einer Milliarde lag Facebook allerdings unter den Erwartungen der Wall Street.