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Ministerpräsident Bodo Ramelow: Thüringens Ministerpräsident provoziert auf Twitter

15.08.2016, 20:47
Bodo Ramelow führt die thüringische Landesregierung.
Bodo Ramelow führt die thüringische Landesregierung. imago stock&people

Erfurt - „Bodo Ramelow, Mensch“ - so präsentiert sich Thüringens Ministerpräsident beim Kurznachrichtendienst Twitter. Dass er Regierungschef und Politiker ist, steht nicht auf der Startseite des Spitzenlinken.  Ein Foto, auf dem der 60-Jährige vor einer Fahne die Hand zum Schwur hebt, muss als Hinweis reichen.

Ramelow gilt als Twitterkönig unter den Ministerpräsidenten: Mehr als 38 400 Tweets, nicht wenige davon hat er mitten in der Nacht verfasst. Rund 17 600 Menschen interessieren sich dafür. Anders als einige Amtskollegen tippt Ramelow selbst, postet Fotos, kommentiert, was andere so schreiben. Und er provoziert.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow auf Twitter: Nichts als heiße Luft?

„Außer heißer Luft, nichts passiert! Backen aufgeblasen und mit pffffft beendet“, lautet eine seiner jüngsten Kurzbotschaften. Es geht um Thüringens AfD-Chef Björn Höcke, der Ramelow eigentlich verklagen wollte, aber der Ankündigung bisher keine Taten folgen ließ.

Anlass war ein Foto, das Höcke mit erhobenem Arm zeigte und das Ramelow per Twitter weiterschickte. Verbal gefetzt hat sich der Chef der ersten rot-rot-grünen Koalition in Deutschland in diesem Jahr im Netz auch mit mutmaßlichen Antifa-Aktivisten.

In einem Video bei Twitter sagte Ramelow Sätze wie „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid.“ Auch das sorgte für heftige Diskussionen im Netz. Ministerpräsident Ramelow steht dazu, auch Auseinandersetzungen über die sozialen Netzwerke zu führen.

„An bayerischen Stammtischen geht es derber zu als bei mir auf Facebook und Twitter.“ Die sozialen Netzwerke seien Teil seiner Kommunikation, die Zugriffswerte so hoch, weil er sich so gebe, wie er sei.

Thüringens Ministerpräsident sagt auch, „meine Twitteroffensiven sind überwiegend privat“. Deshalb habe er sich für das Wort Mensch unter seinem Namen entschieden.

Doch neben Fotos vom Ausflug zum Techno-Festival „SonneMondSterne“ oder vom Familienhund Attila gibt es viel Landes- und Bundespolitik, mal direkt, mal als Retweet.

Fließende Trennlinie

Für den Leipziger Kommunikationswissenschaftler Patrick Donges liegt Ramelow damit im Trend. „Die Trennlinie, ob jemand privat oder amtlich kommuniziert, wird fließend“, sagt Donges.

Das sei nicht ohne Risiko, wie jüngst die Grünen-Politikerin Renate Künast nach der Axt-Attacke von Würzburg erlebte. Derzeit würden noch Regeln für diese schnellen Kommunikationskanäle gesucht, sagt Donges. „Darauf muss sich die Gesellschaft verständigen.“

Twitter und Co. würden zur Grenzüberschreitung einladen. Das gelte nicht nur für Politiker, auch für Unternehmer oder Wissenschaftler. Ob die Kommunikation über die sozialen Netzwerke erfolgreich ist, hänge vom Politikertyp ab. Es gehe auch ohne Twitter: Standardbeispiel dafür sei Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Für den Hamburger Politikberater und Blogger Martin Fuchs ist Ramelow „einer der wenigen Spitzenpolitiker, der verstanden hat, wie das Instrument Twitter funktioniert“. (mz/dpa)