BMW BMW: Presswerk sichert Vorsprung
LEIPZIG/MZ. - Im Gegensatz dazu bewegt sich die sechsstufige Presse selbst scheinbar federleicht. Erschütterungen des Bodens sind nicht zu spüren. Doch der Eindruck täuscht: Allein eine der Pressen bringt es auf eine Kraft von 2 500 Tonnen. Das entspricht 30 Dieselloks übereinandergestapelt. Tausend Teile können pro Stunde gefertigt werden, damit ist die Presse eine der schnellsten weltweit. Gestern wurde die Anlage im BMW-Werk Leipzig offiziell eingeweiht.
Anlage macht Betrieb effizienter
Die 100-Millionen-Euro-Investition ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern bringt die Leipziger im BMW-Konzern weit voran. "Vom Umformen des Bleches bis zur finalen Qualitätskontrolle in der Montage ist die Produktion nun komplett", sagte Produktionsvorstand Frank-Peter Arndt gestern bei der Inbetriebnahme. Künftig sollen 150 Mitarbeiter über 40 verschiedene Teile wie Türen, Front- und Heckklappen für den neuen BMW X1 und die 1er Reihe fertigen. Bisher wurden die Teile von den bayerischen BMW-Werken oder externen Firmen zugeliefert. "Durch die Presse können wir deutlich effizienter produzieren", sagt Werkschef Manfred Erlacher.
Wie wichtig dies im heutigen Geschäft ist, zeigt aktuell Opel in Eisenach. Weil die Thüringer trotz eines modernen Werkes über kein eigenes Presswerk verfügen, haben sie einen Standortnachteil, der sich beim derzeitigen Verkauf des Autobauers negativ auswirkt.
Bei BMW in Leipzig stehen dagegen derzeit die Zeichen auf Wachstum. Obwohl auch der Münchner Autobauer Absatzverluste von 20 Prozent hinnehmen muss, erreicht die Tagesproduktion in Leipzig mit 730 Fahrzeugen einen neuen Rekord. Die Messestädter profitieren davon, dass sie vor allem die kleinste BMW-Baureihe, die 1er-Modelle, fertigen. Diese verkauften sich in den vergangenen Monaten weitaus besser als Nobelkarossen. "Jeder achte weltweit verkaufte BMW ist Made in Leipzig", sagte Arndt. Einen weiteren Schub bringt die im September gestartete Produktion des kleinen Geländewagens X1 (die MZ berichtete).
Dieser Erfolg wäre nach Worten des BMW-Produktionschefs ohne die "hoch motivierte Leipziger Mannschaft nicht möglich". Das Werk mit 2 600 Mitarbeitern gilt mittlerweile als eines der profitabelsten. Ermöglicht wird dies laut Arndt auch durch eine flexible Produktion. Diese hat aber auch ihre Schattenseiten. So war die Leiharbeiter-Quote mit 700 Zeitarbeitern vor der Wirtschaftskrise besonders hoch. Von diesen Beschäftigten hat sich der Autobauer mittlerweile weitgehend getrennt.
Sachsen will Forschung fördern
Um die Zukunft des Werkes ist Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nicht bange. "Der Freistaat wird in den nächsten Jahren die Entwicklung neuer Elektro-Autos finanziell unterstützen", sagte Tillich. Seine Hoffnung ist, dass die neue Generation von Fahrzeugen dann auch in Leipzig vom Band rollt.