Blinde und Sehschwache: Blinde und Sehschwache: Geldtest vermittelt Euro-Gefühl

Magdeburg/dpa. -
"Bei Geldfragen gibt es viele Ängste. Die wollen wir den Menschen nehmen." Wolfgang Bahn, Blinden-Verband
Bahn kann nichts sehen, ist einer von 5 500 Blinden und 10 000 stark Sehbehinderten im Land, für die die Euro-Bargeldeinführung am 1. Januar zu einer weit größeren Herausforderung wird als für Sehende. Damit das historische Ereignis für diese Menschen nicht als Albtraum endet, bietet der Blinden-und Sehbehindertenverband (BSV) schon jetzt Trainingskurse an.

Von den drei Beratungsstellen des BSV in Halle, Magdeburg und Dessau schwärmen speziell geschulte Mitarbeiter in die Regionen aus, um Blinde in Selbsthilfegruppen, Altenheimen oder zu Hause in der Wohnung fit für den Euro zu machen. Dabei haben sie von der Europäischen Zentralbank extra für diesen Zweck ausgegebene Mustersätze des neuen Geldes dabei sowie Scheine und Münzen. "Wir sind die ersten, die die neuen Münzen in Originalprägung in der Hand halten", berichtet Bahn, Landesgeschäftsführer des Verbandes. "Die Münzsätze und Banknoten sind nummeriert und nur einseitig geprägt beziehungsweise bedruckt. Dennoch können wir so ganz praktisch üben." Der Bedarf für derartige Angebote ist offensichtlich hoch: "Die Menschen sind sehr wissbegierig", schildert Ulrich Kittlaus, einer der "Euro-Trainer" und selbst stark sehbehindert. "Mein Terminkalender ist voll."

Für Blinde und sehschwache Menschen ist bei den Münzen vor allem Größe, Prägung, Gewicht und Rändelung des Geldstückes von Bedeutung, erläutert Bahn. "Bei den Scheinen ist die unterschiedliche Länge und Breite besonders wichtig, zum Glück habe die neuen Euro-Noten wie die Mark-Scheine unterschiedliche Größen." Die speziell für Blinde auch schon auf den Mark-Scheinen angebrachten Erkennungsmerkmale erfüllen ihren Zweck dagegen nicht immer: "Sie nutzen sich schnell ab."

Ein ganz wesentlicher Alltagshelfer für Blinde im Umgang mit Geld ist nach den Worten von Bahn der so genannte Cashtest, für den es nunmehr die Euro-Variante gibt. Mit Hilfe der aufklappbaren Plastik-Schablone im Taschenformat können die Nutzer feststellen, um welche Münze oder um welchen Schein es sich handelt. Die Größe der Banknoten ist an Skalen ablesbar, die Größe der Münzen kann durch eine Öffnung in der Karte ermittelt werden.

Beim Euro-Training mit Sehbehinderten kommen auch noch andere Hilfsmittel zum Einsatz, berichtet Kittlaus. So gibt es Broschüren in Blindenschrift, in denen jede Banknote und jede Münze umfassend beschrieben sind, einschließlich der länderspezifischen Unterschiede. Auf Hörkassetten werden die Merkmale ebenfalls erläutert, auch Spiele gibt es, um den Umgang mit dem neuen Geld zu lernen.
"Europäische Blindenverbände waren schon bei der Konzipierung des Euro-Bargeldes mit eingebunden", erläutert Kittlaus. Daher seien die angebotenen Hilfsmittel für Blinde auch so hochwertig und umfangreich.

"Wir wollen mit unseren Hilfsangeboten alle erreichen, die es wollen", sagt Bahn. "Geldfragen sind immer eine intime Angelegenheit, also gibt es auch viele Ängste. Die wollen wir den Menschen nehmen."

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Informationen des Blindenverbandes