1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Biotechnologie: Biotechnologie: Zwei Kulturen in einer Stadt

Biotechnologie Biotechnologie: Zwei Kulturen in einer Stadt

Von Matthias Hasberg 23.02.2004, 09:46
Biochemikerin Sabrina Weiss überprüft in einem Labor der Firma BioPlanta in der Leipziger Bio-City das Wachstum von Pflanzen im Bioreaktor. In dem im Jahr 2003 fuer 50 Millionen Euro fertig gestellten Gebäudekomplex arbeiten Biotechnologie-Firmen sowie die Universität Leipzig unter einem Dach. (Foto: ddp)
Biochemikerin Sabrina Weiss überprüft in einem Labor der Firma BioPlanta in der Leipziger Bio-City das Wachstum von Pflanzen im Bioreaktor. In dem im Jahr 2003 fuer 50 Millionen Euro fertig gestellten Gebäudekomplex arbeiten Biotechnologie-Firmen sowie die Universität Leipzig unter einem Dach. (Foto: ddp) ddp

Leipzig/ddp. - Die Bio City Leipzig will im Sommer eines ihrer ersten großen Ziele verwirklicht haben. Dann soll mit c-LEcta die erste von der Universität ausgegründete Biotech-Firma in das im vergangenen Jahr für 50 Millionen Euro fertig gestellte Gebäude am Deutschen Platz einziehen. Mit Enzym-Design wollen die jungen Wissenschaftler in der Industrie Geld verdienen - und symbolisieren damit den Grundgedanken der Bio City: im Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Industrie neue Methoden bis zur Anwendungsreife bringen.

«Wir verknüpfen die technische mit der biologischen Welt», erklärt die Vorstandssprecherin des Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrums (BBZ), Andrea Robitzki. Das BBZ steht für den universitären Teil der Bio City, das auf 5000 Quadratmeter zurzeit fünf Lehrstühlen optimale Forschungsbedingungen bietet. Die geplante sechste Professur befindet sich noch in der Berufungsphase. Geforscht werde unter anderem an Biosensoren für die Transplantationsmedizin oder Schwangerschaftsdiagnostik sowie an transplantierbaren Geweben und transgenen Tiermodellen.

Zwei Wege sollen dabei die Forschergruppen, die aus Professoren, Doktoranden und Studenten bestehen, in Leipzig beschreiten. Entweder habe die Industrie den Wunsch nach einem neuen Wirkstoff oder einer neuen Diagnostik, dann könne das BBZ mit der entsprechenden Forschung beauftragt werden. «Wir sind dann eine Art ausgegründete Forschungsabteilung des Industriepartners», erklärt Robitzki. Oder aber die Wissenschaftler selbst hätten die Idee für eine neue Anwendung oder ein neues Produkt, dann würde das BBZ sich auf die Suche nach Industrie-Partnern machen. Es werde - in der universitären Wissenschaft früher eher unüblich - inzwischen aber auch notwendig und verlangt, sich über das Marketing Gedanken zu machen, sagt Robitzki.

Und da treffen mitunter zwei Welten aufeinander. «Clash of Cultures», nennt Jörn-Heinrich Tobaben die Anforderung an die Wissenschaft, sich auch über Absatz und betriebswirtschaftliche Probleme Gedanken zu machen. Seine Aufgabe ist es, die rund 15 000 Quadratmeter gewerblicher Fläche der Biocity an den Mann zu bringen und die Unternehmen in der Gründungsphase zu beraten. Mehr als die Hälfte der Fläche sei schon von Unternehmen bezogen worden. «Ein guter Schnitt», sagt er, dafür, dass die Bio City erst im Mai 2003 eröffnet hat. Das Problem nicht nur in Leipzig sei zurzeit vor allem das Kapital, sagt der gelernte Banker Tobaben. Private Beteiligungsgesellschaften hätten sich fast völlig zurückgezogen, die wichtige Anschubfinanzierung laufe vor allem über öffentliche Fördermittel.

In diese Phase wird ab Sommer c-LEcta eintreten. Die erste Finanzierung sei gesichert, sagt der Leiter der momentan noch an der Universität forschenden Nachwuchsgruppe und zukünftige Chef der Firma, Thomas Greiner-Stöffele. Mit seinem Team arbeitet er daran, Enzyme industrietauglich zu machen. Im so genannten In-Vitro-Verfahren werden dabei Eiweißketten millionenfach künstlich verändert und die so entstehende Enzymbibliothek anschließend auf ihre Eigenschaften untersucht, erklärt der promovierte Biochemiker. Die geänderten Enzyme fänden unter anderem in der Lebensmittel- und chemischen Industrie Anwendung.