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Bildung Bildung: «European Business School» will nach Wiesbaden

Von Michael Biermann 14.09.2004, 10:30

Wiesbaden/dpa. - Die «European Business School» (EBS) will wachsen und ihren Hauptsitz nach Wiesbaden verlegen. Die älteste deutsche Privathochschule plant dabei keineswegs den völligen Rückzug aus ihrem idyllischen Rheingau-Schloss Reichartshausen.

Doch als Hochschulsitz liest sich der bekanntere Name der Landeshauptstadt im Briefkopf einer international ausgerichteten Hochschule besser als der bisherige Standort Oestrich-Winkel. Der Stadt Wiesbaden wäre die Ansiedlung der EBS mehr als recht, und mit der ehemaligen Villa der «Söhnlein»-Sektdynastie wartet ein ansehnliches Gebäude in der Landeshauptstadt auf eine neue Nutzung.

Die Hochschule wolle sich weiterentwickeln, sagt ihr Rektor Ulrich Hommel. Dafür brauche sie zusätzliche Räume. Die EBS bietet ihren Studenten bisher eine Fakultät, in der Betriebswirtschaft gelehrt wird. Eine juristische Fakultät mit Ausrichtung auf die öffentliche Verwaltung soll hinzukommen. Das ergäbe als Nebeneffekt auch einen Image-Gewinn: Nach deutschem Sprachgebrauch gilt eine Hochschule mit nur einer Fakultät nicht als «Universität», im englischsprachigen Raum ist die Bezeichnung allerdings zulässig. Gut für die allgemeine Wahrnehmung der Hochschule ist laut Hommel auch ihre Präsenz in einer bekannten Stadt.

Starke Befürworter für die Verlegung des Hauptsitzes von Oestrich- Winkeln nach Wiesbaden findet die EBS bei den Verantwortlichen der Landeshauptstadt. Auch das hat etwas mit Image-Gründen zu tun: Das Ansehen einer Stadt gewinnt erfahrungsgemäß mit dem Sitz einer Universität deutlich.

«Wir haben ein Rieseninteresse, dass die kommen», sagt Kämmerer Helmut Müller (CDU). Die Stadt halte daher nicht nur ein Grundstück neben der Söhnlein-Villa für einen An- und Ausbau bereit, das bisher als Parkplatz genutzt wird. Sie sei auch zu einer Anschubfinanzierung bereit, um die Mietbelastungen der EBS in den ersten Jahren zu mildern.

Dass eine Wirtschafts-Hochschule auf die Wirtschaftlichkeit ihres Ausbaus achtet, liegt auf der Hand. Das Geld für den neuen Sitz und seinen Ausbau müsse schließlich verdient werde, betont der Rektor. Die Entscheidung für den Umzug nach Wiesbaden hänge daher von den unternehmerischen Voraussetzungen ab. Die sehen nach bisherigen Planungen so aus: Das Land verkauft die nach dem «Weißen Haus» in Washington gestaltete Villa am Rand eines Parkes an einen Investor. Der baut die Liegenschaft nach den Wünschen der EBS um und vermietet sie an die Hochschule.

Damit wäre auch dem Land geholfen. Der frühere hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) hatte die Villa in der Nähe von Kurhaus und Theater gekauft, nachdem die zuvor dort untergebrachten US-Streitkräfte ausgezogen waren. Die Villa war als neue Staatskanzlei gedacht, hätte dafür aber ausgebaut werden müssen. Inzwischen ist die hessische Regierungszentrale in das sehr viel größere ehemalige Grand-Hotel «Rose» eingezogen, die Söhnlein-Villa soll wie andere ehemalige Staatskanzlei-Liegenschaften verkauft werden und Geld in die klammen Landes-Kassen bringen.

So bereitwillig alle Beteiligten - Hochschule, Stadt und die Ministerien für Finanzen und für Wissenschaft - Gespräche über die EBS-Pläne bestätigen, so zugeknöpft geben sie sich zur Frage nach Kosten und Preisen. Die Finanzierungsfragen müssten noch geregelt werden, heißt es unisono. Grundsätzliches Einvernehmen ist dennoch erkennbar. Gegenwehr gibt es nicht einmal vom Bürgermeister des bisherigen Hochschulsitzes.

Paul Weimann (CDU) sieht keinen entscheidenden Verlust, wenn der Hauptsitz nach Wiesbaden verlagert wird. Die bisherigen Hochschuleinrichtungen blieben seiner Stadt wohl erhalten: «Für mich bricht keine Welt zusammen.»