Bilanz Bilanz: Combino-Desaster belastet Siemens-Bilanz

München/dpa. - Die Probleme um die fehlkonstruierte Straßenbahn Combino machen beim Siemens-Konzern die Fortschritte in den anderen Bereichen zunichte. Im abgelaufenen Quartal stagnierte das operative Ergebnis der Bereiche wegen hoher Sonderbelastungen in der Bahntechnik bei 1,08 Milliarden Euro. «Wir wissen, was zu tun ist», sagte Vorstandschef Heinrich von Pierer am Mittwoch in München. Deutschlands größter Elektrokonzern wolle die Combino-Probleme so schnell wie möglich lösen. In den nächsten Monaten sind allerdings weitere Belastungen möglich. Dennoch bekräftigte Pierer, im Gesamtjahr solle der Netto-Gewinn prozentual zweistellig wachsen.
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2003/04 (30. September) betrugen die Sonderbelastungen in der Bahntechnik 364 Millionen Euro. Den Netto-Gewinn konnte der Konzern aber wegen des Verkaufs von Infineon-Aktien auf 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. 11 von 14 Geschäftsbereichen konnten ihren Gewinn steigern. «Ich bin mit unseren Ergebnissen zufrieden», sagte Pierer. Vor allem das operative Ergebnis fiel aber schwächer aus, als viele Analysten erwartet hatten. Der Umsatz sank um gut zwei Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Der Siemens-Aktienkurs gab um zwischenzeitlich drei Prozent auf 62,80 Euro nach.
Zweites Sorgenkind neben der Bahntechnik war die Automatisierungssparte Dematic, wo Firmenwertabschreibungen in Höhe von 433 Millionen Euro notwendig waren. Damit räumte der Konzern ein, dass der Kaufpreis für 2001 von Mannesmann Atecs übernommenen Aktivitäten aus heutiger Sicht zu hoch war.
Erfreulich war nach Einschätzung Pierers die Entwicklung in den Kommunikations-Bereichen. Die Netzwerksparte ICN (operatives Ergebnis: 37 Mio), der IT-Dienstleister SBS (26 Mio) und der Mobilfunkbereich ICM (109 Mio) schrieben schwarze Zahlen. Der Handyabsatz legte im zweiten Quartal um mehr als die Hälfte auf 12,8 Millionen verkaufte Mobilfunkgeräte zu. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres stieg die Zahl der verkauften Handys um rund 48 Prozent auf 28 Millionen Stück. Siemens ist der viertgrößte Handy-Hersteller der Welt.
Größter Ertragsbringer bei Siemens war die Energieerzeugung, die das Ergebnis leicht auf 274 Millionen Euro steigerte. In der Medizintechnik ging der operative Gewinn dagegen von 255 auf 228 Millionen Euro zurück. Die Verkehrstechnik machte angesichts der Combino-Probleme einen Verlust von 289 Millionen Euro nach einem Gewinn von 64 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Siemens hatte weltweit 400 Combino-Straßenbahnen ausgeliefert. Der Konzern musste wegen Problemen in der Stabilität ältere Fahrzeuge zurückrufen. Die Gesamtkosten ließen sich noch nicht absehen, sagte Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger. Es sei davon auszugehen, dass ein Großteil der 400 bisher ausgelieferten Züge betroffen ist.