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Berufsausbildung in Sachsen-Anhalt Berufsausbildung in Sachsen-Anhalt: Sorge vor der großen Lücke

Von Eckhard Jäckel 11.10.2006, 17:58
Malerlehrlinge: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)hält die Lage am Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt für katastrophal. (Foto: dpa)
Malerlehrlinge: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)hält die Lage am Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt für katastrophal. (Foto: dpa) ZB

Halle/MZ. - "Wir sind uns mit dem Land und den anderen Partnern im Bündnis für Ausbildung einig, all jene, die die Voraussetzung dafür haben, in Richtung Studium zu lenken", sagte der Chef der für Sachsen-Anhalt zuständigen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Max-Volker Dähne, am Mittwoch in Halle.

Im kommenden Jahr werden durch die Verkürzung der Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre rund 16 000 Schüler und damit doppelt so viele wie üblich ihr Abitur ablegen. Deshalb erwartet beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund, dass etwa 2 000 Abiturienten zusätzlich auf den Lehrstellenmarkt drängen werden. Auch die Regionalagentur hält dies für eine realistische Größenordnung.

Als Folge würden die Chancen für Schüler mit Real- oder Hauptschulabschluss auf dem Ausbildungsmarkt sinken, sie würden im Wettbewerb um die ohnehin nicht ausreichenden betrieblichen Lehrstellen verdrängt. Dies wiederum würde die so genannte Altnachfrage - in diesem Jahr waren 47,5 Prozent der Lehrstellenbewerber Schulabgänger früherer Jahre - für die folgenden Jahre weiter anschwellen lassen.

"Das wollen wir durch eine zweigleisige Strategie möglichst verhindern", kündigte Rainer Bomba, Geschäftsführer Operativ der Regionalagentur an. Neben der strikten Orientierung auf ein Studium sollen deshalb zusätzliche Ausbildungsplätze gewonnen werden. "Wir werden gemeinsam mit den Kammern um mehr Lehrstellen werben." Dies müsse laut Bomba auch im eigenen Interesse der Unternehmen liegen, weil die Schülerzahlen in den folgenden Jahren drastisch zurückgehen werden und damit absehbar ein Fachkräftemangel droht.

Gleichwohl ist den Beteiligten klar, dass dies ein schwieriges Unterfangen wird. Denn seit 1997 ist die Zahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze Jahr für Jahr geringer geworden. Sie hat sich in diesem Zeitraum auf rund 8 830 nahezu halbiert. Allerdings wird der Lehrstellenmangel auch durch einen Teil der Jugendlichen selbst befördert. Denn 22 Prozent der Auszubildenden haben ihre Lehre abgebrochen. Zwar ist die Zahl der Abbrüche, die in der Spitze bei einem Viertel eines Jahrganges gelegen hatte, in jüngerer Zeit zurückgegangen. Laut Dähne ist sie aber immer noch viel zu hoch. Dem müsse durch bessere Berufsorientierung begegnet werden.