Baustoffe Baustoffe: HeidelbergCement will mit Hanson-Kauf in die Top Drei
Heidelberg/dpa. - Deutschlands größter BaustoffherstellerHeidelbergCement will mit einer milliardenschweren Übernahme zurNummer drei auf dem Weltmarkt aufsteigen. Der Zementhersteller bietetfür den britischen Wettbewerber Hanson rund acht Milliarden britischePfund (11,7 Mrd Euro). HeidelbergCement und Hanson ergänzten sichsowohl bei den Produkten als auch bei der regionalen Aufstellung,sagte Vorstandschef Bernd Scheifele am Dienstag in Heidelberg. «DieUnternehmen passen hervorragend zusammen. Für die globale Aufstellungvon HeidelbergCement ist das ein Meilenstein in derUnternehmensgeschichte.»
Am Umsatz gemessen würden die Heidelberger weltweit von Platz vierauf Platz drei nach der mexikanischen Cemex und der französischenLafarge vorrücken. Zusammen kämen die beiden Bausoffhersteller mitmehr als 70 000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von rund 15 MilliardenEuro. Bei den so genannten Zuschlagstoffen wie Sand, Kies, Asphaltund Fertigbeton wäre das Unternehmen Weltmarktführer. NachEinschätzung von Scheifele wäre die Übernahme die größte Transaktionin der deutschen Baustoffindustrie und die fünftgrößtegrenzüberschreitende eines deutschen Unternehmens in den vergangenenzehn Jahren.
Pro Aktie liege das Gebot der Heidelberger bei 1100 Pence, teilteder Finanzvorstand des MDAX-Unternehmens, Lorenz Näger mit. DieÜbernahme soll im dritten Quartal 2007 abgeschlossen werden.Inklusive der Schulden käme die Übernahme für HeidelbergCement aufrund 14 Milliarden Euro. Der Hanson-Verwaltungsrat habe der Übernahmezugestimmt und werde seinen Aktionären die Annahme der Offerteempfehlen, erklärte der Manager. Das Angebot stehe zwar unter derBedingung der Freigabe durch die EU-Kommission sowie durch dieamerikanischen und kanadischen Kartellbehörden. Scheifele zeigte sichjedoch zuversichtlich, dass die Zustimmung schnell erfolgen wird.
Der Vorstandschef rechnet mit Einsparmöglichkeiten in Höhe vonrund 200 Millionen Euro pro Jahr ab 2009 an. Der Vorstandschef gehtzwar nicht davon aus, dass es einen personellen Kahlschlag gebenwird. Im Verwaltungsapparat seien aber Stellenstreichungen möglich.
Die Finanzierung soll zunächst über Kredite erfolgen, die mit derDeutschen Bank und der Royal Bank of Scotland abgeschlossen wurden.Zur Ablösung der Kredite sollen unter anderem Unternehmensteile, dienicht zum Kerngeschäft gehören, veräußert werden. Zum Verkauf stehtunter anderem die Minderheitsbeteiligung am französischenZementhersteller Vicat über die Börse. Auch gibt es laut ExpertenÜberlegungen, das Baustoffgeschäft Maxit zu veräußern. Scheifelewollte sich zu diesen Möglichkeiten nicht äußern.
Außerdem plant HeidelbergCement eine Barkapitalerhöhung in Höhevon rund 500 Millionen Euro, die vom schwäbischen Hauptaktionär AdolfMerckle vollständig getragen wird. Der Pharmahändler und MilliardärMerckle hält über ein Firmengeflecht 77 Prozent an demZementhersteller. Eine weitere Kapitalerhöhung schloss Scheifelenicht aus. HeidelbergCement habe aber nicht vor, zur Finanzierung derÜbernahme einen Unternehmensteil zu einem Schleuderpreis zuverkaufen.
Die HeidelbergCement-Aktie legte im frühen Handel um 0,93 Prozentauf 118,83 Euro zu, drehte am Nachmittag aber ins Minus. HansonPapiere verteuerten sich in London um 3,41 Prozent auf 1093 Pence.