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Bausteinindustrie Bausteinindustrie: Dunkle Wolken über Karsdorf

Von Steffen Höhne 20.07.2006, 19:15

Karsdorf/MZ. - Das Zementwerk im Burgenlandkreis sieht sich durch die neue Runde im Emissionshandel mit Kohlendioxid (CO 2) ab 2008 wirtschaftlich gefährdet. Das Unternehmen des französischen Zementherstellers Lafarge bekommt aufgrund seiner Produktion der vergangenen Jahren Rechte für den CO 2-Ausstoß kostenlos zugeteilt. "Bei anziehender Konjunktur mit steigender Produktion müssen wir Emissionszertifikate hinzukaufen, dies rechnet sich nicht", sagt Gilles Bourrain, Technischer Direktor von Lafarge.

Da Zement relativ preisgünstig sei, würde ein Zukauf von Emissionsrechten die Produktionskosten um über 50 Prozent erhöhen. Eine Verringerung der Emission ist laut Bourrain schwer realisierbar, da 60 Prozent des CO 2 beim Brennen des Kalksteins frei werde und nicht durch die Befeuerung der Öfen. Kohlendioxyd-Reduktion soll dennoch durch den Einsatz von Ersatzbrennstoffen wie Gewerbemüll oder Biomasse anstelle von Kohle erreicht werden. "Derzeit werden schon zu 60 Prozent Ersatzbrennstoffe verwendet, Tendenz steigend", so Bourrain. Die steigenden Strompreise - sie verursachen etwa ein Viertel der Gesamtkosten bei Zement - belasten schon jetzt das Geschäft von Lafarge. "Allein im vergangenen Jahr ist der Strompreis um 30 Prozent gestiegen", so Bourrain. Im internationalen Wettbewerb ließen sich die Kosten nicht an die Kunden weitergeben.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) sagt seine Unterstützung zu. Beim Emissionshandel klagt das Land vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. "Die teure Modernisierung der Anlagen in den 90er Jahren muss bei der Vergabe der Zertifikate berücksichtigt werden", so der Minister. Der studierte Physiker hält den Emissionshandel in jetziger Form für fragwürdig. "Die Höhe der deutschen Einsparungen spielt im Vergleich zur weltweiten Emission keine Rolle." Es würde der globalen Bilanz wenig helfen, wenn umweltfreundliche Anlagen hier geschlossen und in anderen Teilen der Welt Dreckschleudern die Produktion übernähmen. Zudem will sich Haseloff dafür einsetzen, dass bei großen Infrastrukturprojekten in der Region Zement aus Karsdorf geliefert wird.

Der deutsche Zementmarkt schrumpfte in den letzten Jahren durch die Baukrise jährlich um sieben Prozent. In Karsdorf wurden 2005 rund 1,6 Millionen Tonnen Zement produziert - die Höchststände in den 90ern lagen bei zwei Millionen Tonnen. Mit 232 Mitarbeitern ist Lafarge einer der größten Arbeitgeber der Region.