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Bauern setzen Milchboykott fort - Ausfälle

28.05.2008, 10:32

Berlin/dpa. - Beflügelt von ersten Erfolgen haben die deutschen Milchbauern ihren Lieferboykott am Mittwoch fortgesetzt. Schon am ersten Tag war die Aktion nach Angaben der Industrie in einigen Regionen recht wirkungsvoll.

«Es gibt ein deutliches Nord-Süd- Gefälle, je weiter im Süden, desto größer sind die Ausfälle», sagte der Sprecher des Milchindustrieverbands, Michael Brandl, am Mittwoch in Berlin. Während im Norden fast die übliche Menge angeliefert wurde, sei es in Südbayern bis zu 60 Prozent weniger als sonst gewesen.

«Es tut sich was in der Branche», hatte der Vorsitzende des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, den ersten Tag des Lieferboykotts bilanziert. Die Preise auf dem Spotmarkt zögen bereits an.

Die protestierenden Erzeuger erhielten viel Zuspruch und Solidarität von Bauern aus anderen europäischen Ländern, berichtete die «Frankfurter Rundschau» unter Berufung auf den BDM. Der Verband sei zuversichtlich, dass der Milchfluss aus dem Ausland deutlich abnehmen werde. Milchbauernverbände aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg und Teilen Frankreichs hätten ihre Unterstützung zugesagt. Mit Irland und Tschechien liefen Gespräche. Nach Angaben des Milchindustrieverbands gab es hingegen im europäischen Ausland bislang nur vereinzelte Aktionen, «aber keine flächendeckende Aktivität».

Die FDP forderte die Bundesregierung zu Steuerentlastungen für die Landwirte auf. Mit weniger Ökosteuern und Agrardiesel-Steuern für Traktoren könnte ein Ausgleich für die gestiegenen Energie- und Futtermittelkosten geschaffen werden, sagte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Michael Goldmann. «Ich fordere die Bundesregierung auf, neben der notwendigen symbolischen Unterstützung endlich die Rahmenbedingungen für die heimischen Milchbauern zu verbessern.» Der Boykott sei aber das falsche Signal.

Mit einem geringeren Preisdruck im Laufe dieses Jahres rechnet das Bundeslandwirtschaftsministerium: «Wir gehen davon aus, dass sich die Auszahlungspreise spätestens in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren», sagte Gerd Müller (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesagrarministerium, der «Passauer Neuen Presse». Der Handel müsse endlich wieder zu fairen Preisen zurückkehren.

Mit dem bislang beispiellosen Lieferboykott machen Deutschlands Bauern seit Dienstag ihrer Wut über die nach ihrer Sicht zu niedrigen Milchpreise Luft. Sie fordern einen Milchpreis von mindestens 40 Cent pro Liter. Derzeit werden je nach Region zwischen 27 Cent und 35 Cent bezahlt.