Baubranche Baubranche: Walter Bau steht nach Insolvenz vor der Zerschlagung

Augsburg/Frankfurt/München/dpa. - In Gläubigerkreisen gilt nun eineZerschlagung des Konzerns als wahrscheinlich.
Knapp drei Jahre nach der Philipp-Holzmann-Insolvenz gibt esdamit nun die nächste Großpleite in der gebeutelten Baubranche.Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und seinbayerischer Amtskollege Otto Wiesheu (CSU) hoffen auf die Rettungmöglichst vieler Arbeitsplätze. «Wir gehen davon aus, dass derInsolvenzverwalter bei der gegebenen Ausgangslage trotz derInsolvenz der Obergesellschaft wesentliche Teile des Konzerns undmöglichst viele Arbeitsplätze sichern und erhalten kann», hieß es ineiner gemeinsamen Erklärung. Die IG BAU machte die Banken für diePleite verantwortlich. «Die Banken hatten es in der Hand, die hättenes retten können», sagte Bundesvorstandsmitglied Karl Heinz Stroblin Frankfurt. Der Kurs der Stammaktie der Walter Bau-AG brach umzwischenzeitlich 58 Prozent auf 1,01 Euro ein.
Walter Bau ging das Geld aus, bevor sich das Unternehmen mitseinen 27 Gläubigerbanken und Kreditversicherern auf einRettungskonzept einigen konnte. Am Wochenende sei noch einmal einFinanzloch in Höhe eines hohen zweistelligen Millionenbetragsaufgetaucht, hieß es in Gläubigerkreisen. «Alle Banken haben dannVorbehalte gehabt.» ABN Amro habe in einer ausführlichenStellungnahme Nachforderungen gestellt. Einige Banken forderten einfinanzielles Engagement von Gründer Ignaz Walter als Großaktionärund der Bayerischen Landesbank, die gut zehn Prozent hält. «Wenn dieEigentümer nicht mehr bereit sind, Mittel nachzuschießen, ist daskein gutes Zeichen», hieß es in Gläubigerkreisen.
Von dem Insolvenzantrag ist formal nur die ObergesellschaftWalter Bau-AG betroffen und nicht die operativenTochtergesellschaften. Allerdings gelten in Gläubigerkreisen Folge-Insolvenzen als möglich. Die Stuttgarter Züblin AG, an der WalterBau die Mehrheit der Anteile hält, betonte, sie sehe keineAuswirkungen auf das operative Geschäft.
Die Verhandlungen waren in den vergangenen Wochen zähverlaufen. Walter Bau schlug unter anderem den Verkauf derprofitablen Tochter DSI und den Abbau von weiteren 400Arbeitsplätzen vor. Notwendig war die Zustimmung aller 27Finanzierer. In den vergangenen Tagen konnten zwar einige skeptischeBanken überzeugt werden, es gab aber weiter Widerstand. Keines derKreditinstitute war bereit, zusätzliche Risiken zu schultern.Mehrere Banken wiesen am Dienstag darauf hin, dass sie die Kreditebereits weitgehend wertberichtigt hätten und sich die Belastungendurch die Insolvenz somit in Grenzen hielten.
Dem Unternehmen lief so die Zeit davon. «Die Entwicklung in denvergangenen Wochen - gerade auch die Diskussion in derÖffentlichkeit - hat dem Geschäftsbetrieb massiv geschadet,insbesondere bei den laufenden Bauprojekten sowie bei derHereinnahme neuer Aufträge», erklärte der Vorstand. Dadurch habesich die Liquiditätssituation weiter verschlechtert.
Das Amtsgericht Augsburg bestätigte den Eingang desInsolvenzantrags. Der zuständige Richter habe die Zulässigkeit desAntrags bejaht, hieß es in einer Mitteilung. VorläufigerInsolvenzverwalter ist der Augsburger Wirtschaftsprüfer WernerSchneider.