Bau Bau: Gewerkschaft glaubt nicht mehr an ernsthafte Gespräche

Frankfurt/Main/dpa. - «Die Arbeitgeber interessiert nur eins: wie sie dreiStunden umsonst bekommen können, das ist unerträglich», sagteWiesehügel. «Wer glaubt, dass die Strukturprobleme der Bauwirtschaftdurch Lohnsenkungsstrategien zu lösen sind, ist auf dem falschenDampfer.»
Wiesehügel warnte die Arbeitgeber, den Flächentarif am Bau aufsSpiel zu setzen. «Wenn sie mit uns gar nicht mehr wollen, müssen wiruns gegebenenfalls auf das mühselige Geschäft von vielen, vielenHaustarifverträgen einlassen», sagte der IG-BAU-Vorsitzende. Denkbarseien auch regionale Verhandlungen. Die Belegschaften dürften nicht vonder Einkommensentwicklung abgekoppelt werden. «Die sagen: irgendwannist es mit der Solidarität Schluss. Dann ist der Flächentarifvertragirgendwann im Eimer, aber nicht, weil wir das gewollt haben, sondernweil die Arbeitgeber ihn wirklich mit Gewalt auf die Kippe stellen.»
Die fünfte Runde der Tarifverhandlungen war am vergangenen Dienstagohne Ergebnis geblieben, ein neuer Termin wurde nicht vereinbart. DieIG BAU hatte in der Tarifrunde 2004 auf eine Lohnforderung für die rund800 000 Beschäftigten verzichtet. Im Gegenzug wollte sie erreichen,dass über das Ansparen von Überstunden auf Jahreszeitkonten eineganzjährige Beschäftigung möglich wird. Andernfalls werden Bauarbeiterab 2006 bei einer Beschäftigung von weniger als acht Monaten pro Jahrnur noch Arbeitslosengeld II bekommen. «Wenn die Arbeitgeber noch einehalbwegs sozialpolitische Verantwortung hätten, müssten sie dieseOfferten annehmen», sagte der Gewerkschaftschef.
Die Arbeitgeber fordern ihrerseits eine Öffnungsklausel, damitBetriebe die wöchentliche Arbeitszeit von 39 auf 42 Stunden ohneLohnausgleich verlängern können. «Die Arbeitgeber haben sich in etwasversteift, es gibt gar keinen Grund, das von uns zu fordern», sagteWiesehügel. Die IG BAU sei bereit, in bestimmten FällenHaustarifverträge abzuschließen und habe im übrigen eine «weitreichende Arbeitszeitflexibilisierung» angeboten. EinerÖffnungsklausel, die die Entscheidung allein dem Unternehmer überlasse,werde die Gewerkschaft nicht zustimmen. «Dann bin ich am Ende vonTarifverträgen angekommen, dann habe ich nur nochMindestarbeitsbedingungen.»