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Banknoten Banknoten: Euros für Deutsche aus dem Ausland

Von MICHAEL FALGOWSKI 04.10.2010, 14:44

LEIPZIG/HALLE/MZ. - Nur der graue Fünf-Euro-Schein bleibt deutsch. Die Gelddruckerei Giesecke & Devrient (G & D), die in Leipzig und München die Notenpressen laufen lässt, soll die kleinste Banknote nächstes Jahr drucken, alle anderen Euro-Scheine will die Bundesbank zum ersten Mal im Ausland bestellen. Dagegen hatte die staatliche Bundesdruckerei beim Kartellamt Einspruch erhoben, doch die Behörde gab jetzt der Bundesbank recht. Die Gewerkschaft Verdi spricht von insgesamt 400 gefährdeten Arbeitsplätzen durch die Verlagerung.

1,65 Millionen Geldscheine

Hintergrund: Die deutsche Zentralbank hat die Druckorder über 1,65 Milliarden deutsche Euro-Scheine für 2011 ausgeschrieben und den größten Teil an zwei Druckereien in Frankreich und den Niederlanden vergeben. Die Bundesdruckerei bekam erstmals keinen Auftrag. G & D "zog" wenigstens das Fünf-Euro-Los. Beide Firmen hatten bisher das Monopol für den Druck der deutschen Euro-Banknoten.

"Wir haben zwei Wochen Zeit, die Entscheidung der Kartellbehörde zu prüfen", sagt am Montag Heiko Witzig, Sprecher der Privatdruckerei G & D. "Unser Leipziger Betrieb ist von dem nun deutlich geringeren Auftragsumfang nicht direkt betroffen. Dort werden andere Währungen gedruckt." Doch es wäre möglich, dass Kapazitäten verlegt werden müssten, um den bisherigen Euro-Standort München auszulasten. Es geht ums Geld: Der Banknoten-Druck - nicht nur der deutsche - ist mit mehr als der Hälfte des Gesamtumsatzes traditionell der größte Umsatzbringer bei G & D. 2009 waren es 896 Millionen Euro.

Auch die Bundesdruckerei prüft nach der Kartellamts-Entscheiddung das weitere Vorgehen, so eine Sprecherin. Eine Klage schloss sie nicht aus. "Wir haben letztes Jahr eine Milliarde Euro-Scheine gedruckt. Das bedeutete einen Umsatz von 58 Millionen Euro, rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes."

Die Öffnung des nationalen Banknoten-Druck-Marktes ist eine Forderung der Europäischen Zentralbank. "Die deutschen Bankdrucker sind im Wettbewerb aber benachteiligt", sagt G & D-Sprecher Witzig. Denn die Bundesbank wäre die einzige große Zentralbank Europas, die den Banknoten-Druck ausschreibe.

Wird der Euro knapp?

Eine Sprecherin der Bundesbank sagte am Montag: Die Entscheidung der Kartellbehörde zeige die Rechtmäßigkeit der Vergabe.

Und kann es bei einer juristischen Auseinandersetzungen zu Euro-Engpässen kommen? "Nein. Die Bundesbank und das Euro-System haben bei Verzögerungen in den Druckereien genug Reserven".