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Banknoten der Zukunft Banknoten der Zukunft: Neue Technik erschwert Fälschern das Handwerk

Von Marion Trimborn 21.08.2006, 06:01
Unter UV-Licht liegen in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main eine echte (l.) und eine gefälschte 50 Euro-Note. (Foto: dpa)
Unter UV-Licht liegen in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main eine echte (l.) und eine gefälschte 50 Euro-Note. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Und die Qualität der Blüten wirdbesser. Nun rüstet der Euro auf. Die Europäische Zentralbank (EZB)bereitet eine neue Banknotenserie vor, die bis 2010 auf den Marktkommen soll. Diese Scheine werden neuartige Sicherheitsmerkmale

besitzen, die den Fälschern das Leben schwer machen. Unter höchsterGeheimhaltungsstufe hat die EZB begonnen, neue Tricks auszutüfteln.

  Offiziell verrät niemand, wie die neuen Scheine aussehen werden -das Geheimnis wird erst kurz vor der Einführung 2010 gelüftet.Verschwiegenheit ist das oberste Gebot beim Gelddrucken. «Wir wollenden Fälschern immer einen Schritt voraus sein, deshalb lassen wir unsnicht in die Karten schauen», sagt ein EZB-Sprecher. Doch es gibterste Hinweise.

Das Design mit architektonischen Stilen sowie die Stückelungwerden gleich bleiben, meldet die Deutsche Bundesbank. Das seiwichtig, damit die Verbraucher ihre Euro-Scheine wiedererkennen. NeueFarben und Formen könnten für Verwirrung sorgen, weil alte und neueScheine eine Zeit lang nebeneinander im Umlauf sein werden. Derkomplette Austausch der rund 10 Millionen Scheine im Gebrauch wirdmehrere Jahre dauern.

   Rätselraten gibt es noch um die zusätzlichen Sicherheitsmerkmale.Bislang schützen eine ganze Reihe von Eigenschaften die Euro-Notenvor Fälschern. Dazu zählen Wasserzeichen, Hologramme, Metallfäden,fluoreszierende Fasern und Spezialpapier mit Melierfasern.

   «Die nächste Euro-Serie wird ein neues Sicherheitsmerkmalenthalten, das sofort erkennbar ist», sagt der Vizepräsident derDeutschen Bundesbank, Franz-Christoph Zeitler. Dieses Merkmal müssealltagstauglich sein und schon im Taxi, Restaurant oder Supermarkt zusehen und zu fühlen sein. Um was es sich handelt, verrät Zeitlernicht.

   Aussichtsreicher Kandidat für den neuen Euro scheint das«Fenstergeld» zu sein. Die Erfindung kommt aus Deutschland und istheute zum Beispiel schon in Bulgarien im Einsatz. Dabei handelt essich um eine fingernagelgroße, durchsichtige Fensteröffnung imPapier, die aus einer Sicherheitsfolie besteht. Hält man die Folieabwechselnd vor hellen und dunklen Hintergrund, zeigt sieunterschiedliche Motive. Die Folie ist mit einem speziellen Materialbeschichtet, das auf dem Markt nicht erhältlich ist.

  «Die Fenster-Technik wird voraussichtlich Einzug in viele neueBanknoten-Designs halten», sagt Reinhard Plaschka, Leiter derProduktentwicklung der Münchner Banknotendruckerei Giesecke &Devrient. Sie ist der größte deutsche Euro-Drucker vor derprivatisierten Bundesdruckerei in Berlin.

   Denkbar sind auch dreidimensionale Strukturen. So haben SchweizerFranken-Scheine - die älter sind als der Euro - eine «Lochzahl», dasheißt eine feine Perforation im Geldschein, die mit einem Laser indie Note gebrannt wird. Der Nachteil besteht darin, dass die Löcherleicht verschmutzen. Technisch machbar wäre auch ein Geldschein, derje nach Lichteinstrahlung seine Farbe wechselt. Oder die Euro-Notenkönnten großflächige Folien und Metall-Patches tragen, mit denenFälscher ihre Probleme haben. Oder Thermo-Sicherheitsmerkmale, beidenen der warme Finger auf einer Banknote ein Motiv freilegt.

Einige Zentralbanken drucken bereits statt auf Papier aufKunststoff. «Wir haben für die EZB Tests mit unterschiedlichenTrägermaterialien gemacht», sagt Peter Wöffen vom weltweitdrittgrößten Geldautomaten-Hersteller Wincor-Nixdorf. «Plastiknotensind für Automaten problematischer, weil sie leicht zusammenhaften.»

Wenig aussichtsreich sind die viel diskutierten Chips, die man inGeldscheine einbauen könnte. Der Chip speichert von der Zentralbankeine Seriennummer. Lesen später Computerscanner diese Nummer, könnensie die Echtheit der Note zweifelsfrei bestimmen. Die RFID-Chips sindaber nur 0,4 mal 0,4 mal 0,06 Millimeter groß - mit bloßem Auge wärensie nicht zu sehen und nicht zu fühlen. Zudem ist ihre Herstellung zuteuer für den Einsatz im Bargeld. Eine Banknote kostet lautBundesbank zwischen 5 und 9 Cent. Kritiker fürchtenDatenschutzprobleme, weil Sicherheitskontrollen am Flughafen zeigen,wer welche Scheine in der Tasche hat.

Eines steht fest: Der neue Euro wird schwieriger zu fälschen seinals der alte. Aber nicht einmal die Gelddrucker glauben daran, dasser fälschungssicher ist. «Alles, was Menschen herstellen können,können Menschen nachmachen», heißt es bei der Bundesdruckerei.