Banken Banken: HypoVereinsbank kommt zur Normalität zurück

München/dpa. - «Es istein Stück Normalität eingekehrt», sagt HypoVereinsbank-AufsichtsratKlaus Grünewald von der Gewerkschaft ver.di. Vor einem Jahr sei dierichtige Entscheidung getroffen worden.
Leicht hatte sich die HVB den Abschied von der Selbstständigkeitnicht gemacht. Neun Stunden dauerte am 12. Juni 2005 dieaußerordentliche Aufsichtsratssitzung, ehe der damalige HVB-ChefDieter Rampl auf die Straße trat und verkündete: «Das ist einbedeutender Tag in der Geschichte unseres Hauses.» Rampls Vorgänger,der Aufsichtsratsvorsitzende Albrecht Schmidt, hatte den Kampf gegendie Übernahme verloren. Es folgten turbulente Wochen und Monate. Beider HVB klagten viele über das anfangs rigide Vorgehen der Italiener,der Großteil der HVB-Spitzenmanager nahm seinen Hut. Am Ende wurdedaher Finanzvorstand Wolfgang Sprißler als letzter verbliebenerMohikaner überraschend neuer HVB-Chef.
In den vergangenen Monaten hat sich die Atmosphäre erheblichentspannt. «Die Italiener mussten auch erst dazu lernen und derdeutschen Kultur entgegen kommen», sagt ein Branchenexperte.Erstaunlich gewandelt hat sich auch Vorstandschef Sprißler, der schonlängst im Ruhestand sein wollte. «Meine Lebensplanung war eineandere», sagte er selbst. Doch der 60-Jährige hat sich noch einmalvoll auf die Aufgabe eingelassen. «Sprißler blüht richtig auf», heißtes in seinem Umfeld. Der Chefposten mache dem eher knöchernenFinanzfachmann großen Spaß. In einer Charmeoffensive wirbt er bei denBeschäftigten an der Basis um Vertrauen, selbst auf derHauptversammlung ließ der sonst eher ungeduldige neue Chef diemanchmal auch abseitigen Klagen der Kleinaktionäre über sich ergehen,ohne aufzubrausen.
Doch die Harmonie, die eingezogen ist, kann nicht darüberhinwegtäuschen, dass UniCredit auch hart durchgreift. Der neueHVB-Privatkundenchef Willibald Cernko, den die Italiener ausÖsterreich nach München schickten, sei ein harter Hund, meint einManager eines Konkurrenzinstituts. Bei den anderen Banken werde genaubeobachtet, was bei der HVB vor sich geht. «Bei Fusionen fällt immeretwas ab.» Wenn die Ansprechpartner bei einer Bank wechseln, sei esleichter, Kunden abzuwerben. «Ich liebe Fusionen, solange wir nichtselbst davon betroffen sind.»
Der HVB ist es aber trotz der Aufregung nach der Übernahmegelungen, die Kundenzahl stabil zu halten - bei allerdings leichtenRückgängen im Privatkundengeschäft. Auch sonst kann Sprißler bisherweitgehend positive Zahlen vorweisen. Im ersten Quartal wurde derÜberschuss auf 651 Millionen Euro fast verdoppelt. Erst in dennächsten Jahren aber wird sich zeigen, ob die HVB die ehrgeizigenVorgaben aus Mailand erfüllen und so ihre Eigenständigkeit innerhalbder Gruppe zumindest teilweise bewahren kann.