Banken gegen Tarifregelung zu Kundenberatung

Berlin/dpa. - Die Privatbanken lehnen eine tarifliche Regelung für die Beratung ihrer Kunden ab. Dies wäre ein Eingriff in die Geschäftspolitik der Geldhäuser, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Hans-Joachim Massenberg, der Nachrichtenagentur dpa.

An diesem Montag beginnen Tarifverhandlungen für rund 250 000 Beschäftigte von Privatbanken, Landesbanken und Bausparkassen. Die Gewerkschaft Verdi will mit Regeln im Tarifvertrag verhindern, dass Bankberater einem Verkaufszwang für Finanzprodukte ausgesetzt sind.

Massenberg wandte sich gegen diese Verdi-Forderung: «Wir sehen im Moment, dass die Abgrenzung zwischen Tarifpolitik und Geschäftspolitik infrage gestellt wird. Das ist ein Punkt, den wir massiv kritisieren.» Bei der Kundenberatung gehe es auch «um Aspekte des Vertriebs, und das ist natürlich Kernbestandteil des Bankgeschäfts, das heißt, da können wir nicht irgendwelche tarifpolitischen Vorgaben gutheißen». Letztlich sei es «die Autonomie jeder Geschäftsführung, wie sie den Vertrieb in der jeweiligen Bank konkret gestaltet».

«Die Finanzkrise hat im Hinblick auf bestimmte Vertriebsstrukturen Schwächen offengelegt», räumte Massenberg ein. Die Banken hätten das erkannt und in den vergangenen anderthalb Jahren «massive Änderungen eingeleitet». Als Beispiele nannte er das zu Jahresbeginn eingeführte Beratungsprotokoll bei Kundengesprächen und den Beipackzettel für Finanzprodukte.

Massenberg wies den Vorwurf von Verdi-Vorstandsmitglied Uwe Foullong zurück, das Vertriebssystem von Banken habe «Züge einer Drückerkolonne». Vom variablen Gehaltsanteil der Angestellten gehe «nicht so ein großer Anreiz aus, dass ein Berater einem Kunden ein Produkt aufschwatzt, das mehr den Interessen der Bank nutzt als dem Interesse des Kunden.» Dennoch sei dieser variable Anteil wichtig für die Mitarbeitermotivation.

Verdi will in den neuen Tarifvertrag ein Verbot produktbezogener Ziele für Bankberater aufnehmen. Es soll ihnen nicht mehr vorgegeben werden dürfen, dass sie eine bestimmte Menge eines Fonds oder einer Versicherung verkaufen müssen. Dieser Leistungs- und Verkaufsdruck mache krank, argumentiert die Gewerkschaft. Massenberg wies auch dies zurück: Bankmitarbeiter hätten einen sehr niedrigen Krankenstand und ihre Arbeitszufriedenheit sei hoch. Das zeigten Umfragen.