Banken Banken: Finanzplatz Schweiz gerät bei UBS-Krise ins Wanken
Zürich/Genf/dpa. - Natürlich bestehe nach der zweitenAbschreibungsrunde keine direkte Gefahr, dass große Teile des aufetwa 3,4 Billionen Franken (rund 2,0 Billionen Euro) geschätztenausländischen Vermögens im Lande rasch abgezogen würden, hieß es inersten Kommentaren. Dennoch sei der Vertrauensverlust die größteGefahr für den Finanzplatz, der immerhin fast zwölf Prozent zumBruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt. Einigkeit herrscht unterAnalysten weitgehend auch darüber, dass sich VerwaltungsratspräsidentMarcel Ospel nur so lange wird halten können wie er dieses Vertrauender Kunden nicht noch weiter strapaziert.
Ein Zufall wollte es, dass am Vorabend der UBS-Ankündigung überdie erneuten Milliarden-Abschreibungen im Schweizer Fernsehen derFilm «Grounding» über den traumatischen Absturz der einstigenPrestige-Fluglinie Swissair gezeigt wurde. Die fassungslosenZuschauer konnten so miterleben, wie ein hochbezahltes Management indie Turbulenzen von Marktmechanismen geriet, denen es schließlichnicht entrinnen konnte. «Ich will Teil der Lösung sein und jetztnicht feige durch die Hintertüre abziehen», sagte Ospel am Montag imSchweizer Fernsehen zu Fragen nach Konsequenzen für ihn persönlich.Beobachter erinnerten sich sofort, dass ähnliche Worte vor demSwissair-Absturz 2002 ebenfalls gefallen waren.
Die UBS, die in Europa aus derzeitiger Sicht am härtesten von derUS-Kreditkrise getroffen wurde, kann somit nach Einschätzung vielerBeobachter eine Krise des Finanzplatzes auslösen, wenn auch dieMarktteilnehmer am Montag gerade bei den Banktiteln den Kurs hielten.Vielen gilt die Struktur des Schweizer Bankenwesens in einem gesundenwirtschaftlichen und politischen Umfeld denn doch als so sicher, dassAlternativen vielen hohen Abwägungen stand halten müssten. Anderseitsstelle sich die Frage, wie lange die 1998 aus der Zusammenlegung derGroßbanken Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) und SchweizerischerBankverein (SBV) entstandene UBS noch ihre Unabhängigkeit behaltenwerde. «Ein Großaktionär Singapur mit neun Prozent kann mit weiterenAnteilseigenern etwa aus Asien bereits erheblichen Einfluss nehmen»,meinte ein Branchenkenner, wenn auch die Bank immer noch zu den ambesten finanzierten Instituten der Welt gezählt werden könne.
Die renommierte «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) sieht diesesVertrauen schon jetzt zerstört. Habe das Institut einst alsParadebeispiel einer geradlinigen und risikoscheuen, aber auchüberaus erfolgreichen Bank gegolten, sei dieser Vertrauensbonusverspielt, kommentiert die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. «Noch vorwenigen Wochen schien undenkbar, dass die UBS auf Finanzspritzen,unter anderem von staatlichen Investoren, angewiesen sein wird.»Dabei habe das Management «elementare Grundregeln des Kreditgeschäftsmissachtet».
Unklar bleibt wohl auch, wie lange trotz der MilliardeneinbußenUBS-Konzernchef Marcel Rohner und Ospel an ihrem Geschäftsmodellfesthalten wollen, das das kriselnde Investmentbanking und dieVermögensverwaltung unter einem Dach vereint. Dies vor allem auchdeshalb, weil sich die UBS-Aktionäre über die Riesenverluste kräftigärgern dürften, da sie statt Bares nun nur eine Aktiendividendeerhalten sollen. Dies dürfte auf eine bewegte außerordentlicheHauptversammlung schließen lassen, auch wenn Ospel nun auf seineSondervergütungen und Boni verzichten will.