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Bananenindustrie Bananenindustrie: Chiquita will mit neuem Umweltetikett Image verbessern

Von Timo Lindemann 19.10.2005, 07:22
Bananen (Foto: dpa)
Bananen (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/dpa. - Jetzt will Chiquita mit einem neuen Etikett auf verbesserteBedingungen bei der Herstellung aufmerksam machen. Von November anziert das blaue Label mit der Miss Chiquita in Deutschland und achtweiteren europäischen Ländern ein Zusatz: ein Frosch auf grünemHintergrund - das Zertifikat der Umweltschutzorganisation RainforestAlliance. Mit 20 Millionen Dollar hat Chiquita in den vergangenen 13Jahren zumindest einen Bruchteil der Gewinne ausgegeben, um dasZertifikat zu erhalten.

Seit 1992 arbeiten Chiquita und Rainforest Alliance zusammen.Mittlerweile entsprechen alle unternehmenseigenen Farmen sowie rund80 Prozent der Zuliefer-Farmen den Standards der Rainforest Alliance,die im Anforderungskatalog unter anderem Mindestlöhne für diePlantagen-Arbeiter und die Einhaltung von Menschenrechten fordert -eigentlich eine Selbstverständlichkeit. «Die Chiquita-Banane wird vonMenschen erzeugt, die in der Branche mit die bestenArbeitsbedingungen genießen», sagt Michel Loeb, Europapräsident vonChiquita Brands International.

Bei Kritikern gilt Chiquita aber als fragwürdiger Vorreiter. «Nachwie vor geht es den Beschäftigten der Chiquita-Plantagen nicht gut»,sagt Jutta Sundermann, Sprecherin der Globalisierungsgegner attac.«Die Labelkampagne von Chiquita beinhaltet immer nur kleineFortschritte bei den Umwelt- und Arbeitsbedingungen, wie zum Beispielbei Pestiziden», sagt sie. Rudi Pfeifer, Geschäftsführer vonBanaFair, sieht noch einen anderen Grund zur Kritik: «Es ist einFortschritt, aber es hat auch viel mit Image zu tun.» BanaFair kämpftfür menschenwürdige und ökologisch verträgliche Anbaubedingungen.

«In Costa Rica ist in den letzten 15 bis 20 Jahren versuchtworden, Gewerkschaften zu verhindern. Dies ist aber kein Chiquita-spezielles Problem», erzählt Pfeifer. Noch Anfang Oktober sei einführendes Mitglied einer Bananengewerkschaft auf einer Chiquita-Farmüberfallen worden. «Wir hüten uns aber, zu sagen, dass es Chiquitawar», sagt Pfeifer. Nach Angaben von Chiquita sind mittlerweile rund70 Prozent der mehr als 14 000 Beschäftigten in Gewerkschaftenorganisiert.

Sundermann freut sich zwar über den kleinen Schritt, den Chiquitagegangen ist. «Doch das reicht definitiv nicht», sagt sie. DasUnternehmen weiche auf Länder aus, in denen die Menschenrechte nichtso streng ausgelegt würden. Allerdings sei Chiquita der einzige dergroßen drei Bananen-Produzenten, der sich überhaupt bemühe. attacfordert verbindliche und unabhängige Kontrollen sowie einMitspracherecht der Gewerkschaften. Zudem würden immer noch Gifteeingesetzt, die nicht nötig seien. «Chiquita wird auch in Zukunftkein richtiges Ökolabel haben», sagt Sundermann.

«Bei der Zertifizierung geht es um eine Verbesserung desArbeitsschutzes, um eine Reduzierung der Pestizide, es geht abernicht um Bio-Anbau oder um den vollständigen Verzicht auf Pestizide»,stellt Pfeifer klar. Chris Willie, Direktor für nachhaltigeLandwirtschaft bei Rainforest Alliance, bestätigt das. «Die Farmendürfen Pestizide jedoch nur als letztes Mittel einsetzen.» Dass derVerbrauch der zum Teil gesundheitsgefährdenden Pestizide spürbarzurückgegangen ist, kann Willie allerdings nicht belegen. Auchkünftig sei Chiquita keine Bio- und auch keine fair gehandelteBanane, aber ein bisschen mehr Bio und ein bisschen fairer als zuvor,konstatiert Pfeifer.