Bahn Bahn: Neuer Fahrplan und neue Preise ab Sonntag
Leipzig/dpa. - Bei den europäischen Bahnen gilt von diesem Sonntag an der Winterfahrplan. Zugleich tritt das umstrittene neue Preissystem der Deutschen Bahn AG in Kraft. Reisende sollten künftig möglichst früh und möglichst in Gruppen und Familien ihre Fahrkarten buchen und reservierte Züge nicht verpassen, um sich so Rabatte zu sichern.
Bundesweit ändern sich zum größten Fahrplanwechsel seit 1991 mehr als 70 Prozent aller Fernverkehrsverbindungen auf der Schiene. Grund ist die Aufnahme der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln- Frankfurt/Main in den europäischen Fahrplan.
In Sachsen werden täglich 119 Fernzüge unterwegs sein - fünf weniger als bisher. Zu den Neuerungen gehören ein viertes tägliches Zugpaar zwischen Leipzig und Saarbrücken sowie eine Spätverbindung am Sonntagabend von Leipzig nach Nürnberg. Auf der Strecke Leipzig- Berlin macht die Deutsche Bahn AG dem erfolgreichen privaten Anbieter Connex mit einer neuen IC-Verbindung morgens und abends Konkurrenz. Zwischen Leipzig und dem Flughafen Leipzig/Halle verkehrt künftig alle halbe Stunde bis spätabends ein FlughafenExpress.
Die Linie Zittau-Görlitz-Cottbus-Berlin steht für zunächst drei Jahre unter der Regie der Privatbahn Connex. Freitags bis montags verlängert Connex die Verbindung bis nach Stralsund an die Ostsee. Das Unternehmen nimmt damit neben Gera-Leipzig-Berlin-Rostock seine zweite Strecke im Fernverkehr in Betrieb.
Zwischen Dresden und Chemnitz fahren noch bis Ende 2003 keine Züge, weil an der Sachsenmagistrale weiterhin Flutschäden repariert und noch nicht sanierte Abschnitte ausgebaut werden. Auch die Strecke Heidenau-Altenburg bleibt auf Grund von Hochwasserschäden im kommenden Jahr noch gesperrt. Die Leipziger S-Bahnlinie Plagwitz- Gaschwitz wird eingestellt.
Zu den neuen Angeboten der Deutschen Bahn im Nahverkehr gehört der künftige Ein-Stunden-Takt zwischen Leipzig und Falkenberg. Auch der «Vogtländer» verdoppelt den Takt und verkehrt künftig alle zwei Stunden zwischen Hof und Zwickau, mit Ausnahme einer Taktlücke am Vormittag. Die Strecke Eibau-Seifhennersdorf-Zittau wird künftig ebenfalls von Konkurrenzunternehmen der Bahn bedient: Dort hat eine Arbeitsgemeinschaft unter anderem aus Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft und der Böhmischen Nordbahn den Betrieb übernommen.
Und noch eine Änderung gibt es: In den meisten Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn darf nicht mehr geraucht werden. In den modernen RegioSprintern, die auf 13 Nahverkehrslinien verkehren, gibt es Fahrkarten künftig auch am Automaten im Zug. In den Connex-Zügen kann das komplette Fahrtkartensortiment ohne Aufpreis beim Schaffner gekauft werden.
Kernstück der Preisreform bei der Deutschen Bahn sind Preisnachlässe für Frühbucher. Legt sich ein Reisender auf einen bestimmten Zug und den Rückreisetermin fest, erhält er den höchsten Rabatt von 40 Prozent. Mit der neuen Bahncard kann der Preis um weitere 25 Prozent gemindert werden. Einen Tag vor Abreise ist bei Festlegung auf einen bestimmten Zug noch ein Rabatt von zehn Prozent möglich. Jedoch gibt die Bahn stets nur ein begrenztes Kontingent an preisgünstigen Fahrkarten frei. Außerdem gibt es den höchsten Frühbucherrabatt von 40 Prozent nur dann, wenn zwischen Hin- und Rückfahrt eine Nacht zum Sonntag liegt. Vergünstigungen bietet die Bahn Familien und Gruppenreisenden an.
Verbraucherzentralen, die Stiftung Warentest, die Kundenvereinigung «Pro Bahn», der Verkehrsclub Deutschland und andere Verbände sind mit dem neuen Preissystem in den vergangenen Wochen teilweise hart ins Gericht gegangen: Bestraft würden Stammkunden wie flexible Allein-, Viel- oder Wochenendfahrer. Jüngere Kunden würden verprellt, und selbst Familien mit Kindern seien längst nicht immer die großen Gewinner. Zielscheibe der Kritik waren auch die hohen Stornogebühren von 45 Euro.