Axel Springer will Beteiligung an ProSiebenSat.1 verkaufen
Berlin/dpa. - Die Axel Springer AG («Bild», «Die Welt») zieht sich aus der ProSiebenSat.1 Media AG zurück. Der Anteil von zwölf Prozent an dem Fernsehunternehmen solle an die Investorengruppen KKR und Permira verkauft werden, die die Mehrheit an der TV-Gruppe haben, teilte Axel Springer am Dienstag in Berlin mit.
Der Kaufpreis betrage mehr als 509 Millionen Euro. Der Zeitpunkt für den Verkauf sei günstig, der angestrebte Preis attraktiv, sagte Springer-Sprecherin Edda Fels. Einen Zusammenhang zwischen dem Aktienverkauf und der anstehenden Entscheidung zur Zukunft des Briefzustellers PIN Group, an dem der Medienkonzern die Mehrheit hält, gebe es nicht, betonte Fels. «Das hat nichts miteinander zu tun». Springer sei finanziell sehr gut ausgestattet und hoch profitabel. Der Gewinn von rund 450 Millionen Euro aus dem Aktienverkauf werde erst 2008 zu Buche schlagen.
An diesem Freitag will Europas größtes Zeitungshaus über die Zukunft der PIN Group entscheiden. Bei der geplanten Einführung des Postmindestlohns sei eine Fortsetzung des Geschäftsmodells sehr schwierig, hatte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner erklärt.
Der Aktienverkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) sowie der Auszahlung des Kaufpreisanteils durch die Banken des Käufers. Springer verkauft zum einem Durchschnittspreis von 19,40 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie. Stammaktien sind stimmberechtigt.
Axel Springer hatte selbst im vergangenen Jahr versucht, ProSiebenSat.1 zu übernehmen, war aber am Verbot des Kartellamts gescheitert. Anschließend hatte der amerikanische Unternehmer Haim Saban die Sendergruppe an die Investorengruppen Permira und KKR verkauft. Springer hatte zunächst einen Verkauf abgelehnt. Döpfner hatte immer wieder betont, alle Optionen zu prüfen, darunter auch eine Aufstockung der Beteiligung.
Ein Einstieg von Springer beim Bezahlsender Premiere steht Branchenkennern zufolge im Augenblick nicht an. Grundsätzlich ausschließen wolle man eine Beteiligung aber nicht, da der Fernsehmarkt für das Verlagshaus interessant bleibe.
Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, bedauerte die Verkaufspläne von Axel Springer. Damit ziehe sich ein publizistisch engagiertes Unternehmen «zumindest vorübergehend aus dem deutschen Fernsehmarkt» zurück, erklärte Ring laut Mitteilung in München.