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Automarkt Automarkt: Chrysler und GM sprechen über Allianz

18.02.2007, 15:47

New York/München/dpa. - Sondierungsgespräche zwischen hochrangigen Managern beiderUnternehmen haben demnach bereits begonnen. Beide Unternehmen lehntenStellungnahmen ab. Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete, denkbar seieine Allianz nach dem Vorbild von Renault und Nissan. EineKomplettübernahme der US-Tochter von DaimlerChrysler durch denweltgrößten Autohersteller GM gilt hingegen unter Experten alsunwahrscheinlich. Generell gebe es aber die Option für einen Verkaufvon Chrysler, berichtete die «Detroit News».

Die Initiative für die Gespräche mit GM sei von Chryslerausgegangen, hieß es in dem Bericht der «SZ» weiter. Vorbild für einekünftige Zusammenarbeit könnte die Allianz zwischen dem französischenRenault-Konzern und der japanischen Nissan-Gruppe sein. Dabei würdenGeneral Motors und Chrysler im Prinzip unabhängig bleiben, eventuellaber kapitalmäßig verflochten. Bei der Entwicklung, der Produktionund dem Verkauf von Autos könnten beide Konzerne wie ein einzigesUnternehmen handeln. Wenn eine solche Konstellation für GM einenVorteil bringen würde, dann wäre der weltgrößte Autokonzern zu einerAllianz bereit, hieß es in mit den Vorgängen vertrauten Kreisen.

Spekulationen über eine vollständige Übernahme von Chrysler durchGeneral Motors hatten zuvor den Kurs der DaimlerChrysler-Aktie amFreitagabend nach zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen wieder steigenlassen. Das Papier legte 1,31 Prozent auf 54,12 Euro zu und war damitden dritten Tag in Folge stärkster Wert im Dax. Die «Automotive NewsEurope» hatte zuvor berichtet, es gebe Gespräche auf hoher Ebenezwischen DaimlerChrysler und GM über eine vollständige Übernahme vonChrysler. Nach Informationen der «SZ» wird sich der ebenfallskrisengeschüttelte GM-Konzern aber nicht eine Problemfirma wieChrysler per Kauf ins Haus holen.

Viele amerikanische Analysten sind wegen der weitgehendenÜberschneidung der Produktpaletten von Chrysler und GM in Nordamerikaim Hinblick auf eine Übernahme sehr skeptisch. GM würde durch einenChrysler-Kauf zudem von seinen eigenen Restrukturierungsplänen zurSanierung des schwachen nordamerikanischen Geschäfts abgelenkt.Außerdem habe Chrysler ebenso wie General Motors gewaltigeKrankenversicherungs- und Betriebsrentenverpflichtungen. Chrysler-Allianzen mit anderen Autoherstellern halten viele Experten fürwahrscheinlicher - sie würden Ersparnisse bei der Entwicklung undFertigung von Autos bringen.

GM habe einen US-Automarktanteil von 24,3 Prozent und Chrysler von13 Prozent. Falls GM Chrysler kaufen und alle Operationen behaltensollte, würde GM wieder einen Automarktanteil von etwas mehr alseinem Drittel erhalten, schrieb die «New York Times» am Samstag inihrer Onlineausgabe. Die Zeitung strich jedoch auch die Skepsis deramerikanischen Autofachleute im Hinblick auf einen Kauf von Chryslerdurch GM hervor.

Mit einem Chrysler-Kauf könne GM jedoch leicht die Herausforderungvon Toyota abwehren. Toyota habe mit einem Marktanteil von 15,4Prozent Chrysler im vergangenen Jahr als drittgrößten Mitspieler imamerikanischen Markt überholt. Toyota sei auf dem Weg Ford vomzweiten Platz zu verdrängen. Toyota baue Fabriken, während Ford sieim Rahmen seines Restrukturierungsplans schließe.

Auch die «Detroit News» betonte, ein Verkauf von Chrysler an GMsei kein wahrscheinliches Szenario. Das heiße aber nicht, dass eskeine Verkaufsbemühungen gebe. Die Investmentbank JP Morgan Chase,mit der DaimlerChrysler zusammenarbeite, habe den Londoner Fusions-und Übernahmespezialisten Lawrence Slaughter beauftragt, einenmöglichen Verkauf zu betreuen. Es werde erwartet, dass es bald einenProspekt für potenzielle Käufer geben werde.