Autobranche Autobranche: Saab hofft auf Rettung durch Kooperation mit Opel

Trollhättan/Detroit/Rüsselsheim/dpa. - Schwedens Regierung erneuerteumgehend ihre ablehnende Haltung zu Kreditgarantien für Saab. Derweilspitzt sich bei Opel die Lage zu: Wegen der dramatischen Talfahrt dereuropäischen Automärkte benötigt die Saab-Schwester und Tochter desUS-Riesen General Motors (GM) deutlich höhere staatliche Bürgschaftenals bislang bekannt.
Die Saab-Spitze kündigte am Freitag im schwedischen Trollhättaneinen neuen Anlauf zum Überleben ohne GM an. Der alsInsolvenzverwalter eingesetzte Anwalt Guy Lofalk bestätigte den rund4100 Beschäftigten in Trollhättan, dass Saab die Autoproduktionvorerst unverändert fortsetzt. Man werde auch bei der Automesse inGenf in gut zwei Wochen «kraftvoll und dynamisch diezukunftsträchtigen Saab-Modelle vorstellen», kündigte der bisherigeKonzernchef Jan Åke Jonsson an. Saab ist einer der kleinstenAutohersteller in Europa und hat sich seit 1947 einen Namen mithochwertigen und als besonders sicher geltenden Autos gemacht.
Dem «Handelsblatt» sagte Jonsson, dass das ankündigteSpitzenmodell 9.5 nun nicht wie geplant zusammen mit dem OpelInsignia in Rüsselsheim gefertigt werden solle, sondern inTrollhättan.
GM, selbst akut vom Aus bedroht, sicherte in DetroitFinanzierungshilfen für die Fortsetzung der Produktion in einermindestens dreimonatigen Rekonstruktionsperiode an. Für eindauerhaftes Überleben als entscheidend bezeichnete Jonsson, dassSchwedens Regierung staatliche Garantien für Kredite der EuropäischenInvestitionsbank (EIB) für «ein neues Unternehmen Saab Automobile»bereitstelle. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson reagierte mit einerklar ablehnenden Antwort: «Der Rettungsplan enthält nichts Neues undist viel zu optimistisch.»
Nach einem «Spiegel»-Bericht beträgt der Liquiditätsbedarf beiOpel aktuell rund 3,3 Milliarden Euro. Das «Handelsblatt» zitierte amFreitag Konzernkreise, wonach Opel jetzt einen Bürgschaftsrahmen von2,6 Milliarden Euro anstrebe. Bislang war von 1,8 Milliarden Euro dieRede. Die Adam Opel GmbH bestätigte am Freitag zwar einen höherenBürgschaftsbedarf, nannte allerdings keine Zahlen.
Opel begründet den erhöhten Bedarf so: «Nach der erstenVorstellung der besonderen Lage der Adam Opel GmbH als Tochter vonGeneral Motors im November hat sich die für Opel so wichtigeAbsatzsituation auf großen europäischen Märkten dramatischverändert.» Die Verkäufe in Märkten wie Spanien seien regelrechtzusammengebrochen - und zwar in einem Umfang, der im November 2008noch nicht abzusehen gewesen sei. «Dazu kommen - für Opel besondersschmerzlich - die Folgen der Wechselkursveränderungen in Märkten wieEngland und Russland.»
Die Bundesregierung selbst will den höheren Finanzbedarf von Opelvorerst nicht bewerten. Man warte auf das bis Ende kommender Wochevon Opel angekündigte Konzept, sagte ein Sprecher desBundeswirtschaftsministeriums in Berlin. Opel hat formell noch keineBürgschaft beim Bund beantragt. Die Vorgespräche laufen seit Monaten.Auch auf Länderebene wird über Hilfen nachgedacht. Der hessischeWirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) sieht aber wie der Bund nochkeine Grundlage für staatliche Maßnahmen zur Rettung von Opel.
Bei der schwedischen Opel-Schwester wird der Niedergang imInsolvenzantrag mit einem ganzen Bündel von Problemen erklärt: «DieVerluste des Unternehmens sind entstanden als Folge gesunkenerNachfrage, eines veralteten Produktangebotes mit nichtkonkurrenzfähigem Modellzyklus, eines schmalen Produktsortimentssowie einer viel zu umfassenden Produktionskapazität mitentsprechenden Kosten.»
Der Autobauer hatte GM seit dem Einstieg im Jahr 1990 in fastallen Jahren Verluste eingebracht. Im vergangenen Jahr setzte Saab94 000 Wagen ab - nach 125 000 im Vorjahr. Der Absatz desschwedischen Herstellers von Autos für gehobene Ansprüche und gutgefüllte Geldbörsen war im Gefolge der Finanzkrise massiveingebrochen. Als wichtiges Etappenziel bei dem Insolvenzantraggalten Schulden-Stundungen und -Nachlässe durch Lieferanten. Dasvergangene Jahr brachte ein Minus von drei Milliarden Kronen (272 MioEuro).
Ein Zusammenschluss mit Saab würde Opel nach Meinung deutscherExperten wenig nutzen. Dennoch könnte eine enge Zusammenarbeit«unvermeidbar sein», sagte Wolfgang Meinig von der ForschungsstelleAutomobilwirtschaft (FAW) der Universität Bamberg der DeutschenPresse-Agentur dpa in Frankfurt. Grund seien gemeinsame Plattformen,auf denen die Autos der beiden europäischen GM-Töchter basierten.«Das kann man nicht ohne weiteres über Bord werfen.» Von der Größeher ist Saab nach Einschätzung der Experten jedoch uninteressant fürOpel.
Das Management von Opel und GM hatte am Mittwoch erstmals eineteilweise Herauslösung Opels aus der angeschlagenen US-Mutter insSpiel gebracht und erklärt, gegebenenfalls mit Dritten über«Partnerschaften und Beteiligungen» zu verhandeln.