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Autobranche Autobranche: Porsche dreht auf

Von ANNE BÖTTGER 30.06.2011, 18:58

LEIPZIG/MZ. - Wenn Jens Hamann täglich am "Standesamt" vorbeigeht und sieht, wie die Mitarbeiter seine Schützlinge verheiraten, bekommt er ab und an noch Gänsehaut. "Es ist unglaublich, wie das am Ende alles zusammenpasst", staunt der Porsche-Mitarbeiter. Als "Standesamt" bezeichnet der 39-Jährige den Teil des Leipziger Porsche-Werks, in dem die Karosserie mit Fahrwerk und Antriebsstrang verbaut wird. Momentan geschieht das 420 Mal am Tag. Denn so viele Autos produziert der Sportwagenbauer in Leipzig täglich. Der Betrieb läuft auf Hochtouren.

"Der Absatz boomt weltweit", erklärt Porsche-Sprecher Heiner von der Laden. Noch nie zuvor seien so viele Autos in Leipzig produziert worden, sagt er. Vor allem die Chinesen entdeckten gerade die Sportwagen für sich. "China hat sich zu unserem zweitwichtigsten Markt entwickelt", sagt von der Laden. Eines ihrer Lieblingsautos: Der Porsche Cayenne, der neben dem Panamera im Leipziger Werk gebaut wird. Ab 2013 soll dort auch der neue Porsche Cajun vom Band rollen. Bis 2018 plant das Unternehmen eine Verdopplung der Verkaufszahlen auf 200 000 Einheiten. Das neue Modell aus Leipzig soll dazu entscheidend beitragen.

Um sich für die angepeilte Absatzsteigerung zu rüsten, tagten in dieser Woche bereits 150 Experten aus Entwicklung, Produktion, Einkauf und Vertrieb aus der ganzen Welt auf der ersten Internationalen Qualitätskonferenz in der Messestadt. Auch um sich darüber zu beraten, wie sich das angestrebte Wachstum ohne Einbußen bei der Zuverlässigkeit umsetzen lässt.

"Das sind ambitionierte Pläne", sagt Auto-Experte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft Geislingen zu den geplanten Verkaufszahlen. "Gleichwohl halte ich sie für sehr realistisch." Der Institutsleiter räumt dem Unternehmen großes Potenzial ein. Vor allem in China, wo der Markt stetig wachse, sei noch nicht alles vollkommen ausgeschöpft. "Der Cayenne verkauft sich bei den Chinesen sehr gut. Ab 2013 könnte der Cajun mitziehen", meint Diez. Für den Porsche-Standort Leipzig sei das eine gute Botschaft, sagt der Experte. "In Zukunft wird der Verkauf der Modelle, die in Leipzig produziert werden, stärker wachsen, als die in Zuffenhausen." Mit Panamera, Cayenne und Cajun hätte Leipzig eine aussichtsreiche Zukunft vor sich.

Jens Hamann darf also weiter begeistert sein. Wie die Autoteile im Leipziger Werk eins werden, wird er bald noch häufiger sehen. Auch kann er sich künftig über mehr helfende Hände freuen: 1 000 neue Jobs sollen im Rahmen der Werkserweiterung entstehen. "Wir suchen vor allem Planungsingenieure", sagt Sprecher von der Laden. Etwa zwei Drittel der ausgeschriebenen Stellen sind aber noch unbesetzt.