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Autobranche Autobranche: General Motors streicht jeden sechsten Job in Nordamerika

21.11.2005, 19:00
Warten auf Kundschaft: Neuwagen auf dem Gelände des Opel-Werks in Bochum. (Foto: dpa)
Warten auf Kundschaft: Neuwagen auf dem Gelände des Opel-Werks in Bochum. (Foto: dpa) dpa

Detroit/Rüsselsheim/dpa. - Der weltgrößte Autokonzern GeneralMotors (GM) streicht in seinem verlustreichen Nordamerika-Geschäftmit 30 000 Stellen rund jeden sechsten Arbeitsplatz. Damit sollennach erneuten Milliarden-Verlusten 5000 Jobs mehr wegfallen alsbislang geplant. Zwölf Produktions- und Service-Standorte in den USA und Kanada werden geschlossen. Dadurch sollen die Einsparungen bisEnde 2006 um eine auf sieben Milliarden Dollar erhöht werden. Diedeutsche Tochter Opel, bei der bereits ein massiver Stellenabbauläuft, ist von den neuen Streichungen nicht betroffen.

Der Großteil des Stellenabbaus solle durch natürliche Fluktuationund Vorruhestand erfolgen, sagte GM-Chef Rick Wagoner am Montag. DieEntscheidungen seien schwer zu fällen gewesen, weil sie tausendeBeschäftigte und ihre Familien sowie die Städte, in denen die Werkeliegen, treffen. «Aber diese Schritte sind notwendig für GM, um dieKosten auf das Niveau unserer Wettbewerber zu bringen.» Sie seien einSchlüsselelement des Plans, das Nordamerika-Geschäft wieder in dieGewinnzone zu bringen. Der Abbau werde den Gewinn «erheblich»belasten, hieß es, ohne dass eine Größenordnung genannt wurde.

Der Heimatmarkt macht GM seit Monaten schwer zu schaffen. In denersten drei Quartalen 2005 addierte sich der Verlust dort auf 4,8Milliarden Dollar. Auslöser waren ein sinkender Absatz als Folge derhohen Spritpreise, ein ruinöser Preiskrieg sowie hohePensionsverpflichtungen. Das Minus in Nordamerika brachte auch dengesamten Konzern auf ein Neunmonats-Minus von 3,8 Milliarden Dollar.

GM hatte bereits im Juni angekündigt, 25 000 Jobs inamerikanischen Produktionsstätten zu streichen, um die Kapazitätendrastisch zu senken. Dabei waren die Fortschritte in Europahervorgehoben worden, wo bereits ein über zwei Jahre verteilter Abbauvon 12 000 Stellen läuft. Zum Ende des dritten Quartals hatte GM173 000 Beschäftigte in Nordamerika und 56 000 in Europa. In den USA,die besonders stark von den Werkschließungen betroffen sind,arbeiteten für GM 142 000 Menschen.

Opel wird von der neuen Sparrunde nicht betroffen sein. Der imFrühjahr beschlossene «Zukunftsvertrag», der die Streichung undAuslagerung von 9500 Stellen bei Opel vorsieht, werde wie geplantumgesetzt und nicht verschärft, sagte Opel-GesamtbetriebsratschefKlaus Franz der dpa. Die gleiche Einschätzung verlautete ausUnternehmenskreisen. «Auch unsere Budgets werden nicht gekürzt»,sagte Franz. Das habe GM zugesagt. Die Modelloffensive könne damitwie vereinbart fortgesetzt werden.

In Nordamerika will GM die Produktionskapazität bis Ende 2008 auf4,2 Millionen Fahrzeuge senken - um eine Million mehr als bislangangekündigt. Strategisch will der Konzern die Fertigung ausStandorten mit hohen Lohnkosten wie die USA oder Europa möglichstabziehen. Druck kommt vor allem von asiatischen Wettbewerbern, diehohe Qualität bei niedrigeren Preisen und sparsamereAntriebstechnologien wie den Hybrid liefern.

GM will nun in der bis Ende 2006 die laufenden Ausgaben um sechsstatt um fünf Milliarden Dollar senken und zusätzlich eine Milliardebei den Materialkosten einsparen. Im Oktober einigte sich der Konzernbereits mit Mitarbeitern auf Abschläge bei der Gesundheitsversorgung.Dadurch soll unterm Strich rund eine Milliarde Dollar im Jahreingespart werden.