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Autobauer Autobauer: GM heizt Nervenkrieg um Opel an

09.09.2009, 07:43

Detroit/Berlin/dpa. - «Wenn es eine Entscheidung gegen Magna gibt, werden wir amFreitag am Werk Eisenach demonstrieren», sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Am GM-Sitz in Detroit beriet amMittwoch der Verwaltungsrat des Autobauers über die Konzernstrategieund Opel. Einem Zeitungsbericht zufolge wird GM-Finanzchef Ray Youngauf Druck der US-Regierung das Unternehmen bald verlassen.

Dem deutschen Favoriten Magna werden kaum noch Chancen für eineOpel-Übernahme eingeräumt. Stattdessen könnte GM Opel an denFinanzinvestor RHJ International verkaufen, die Rüsselsheimer selbstbehalten oder in die Insolvenz schicken. In Verhandlungskreisen hießes, die GM-Spitze könnte eine Festlegung zu Opel auch vertagen.

Dagegen berichtete die US-Zeitung «Detroit News» unter Berufungauf GM-Offizielle, eine Opel-Entscheidung noch am Mittwoch seimöglich. Nach Angaben der Bundesregierung steht das Thema am spätenAbend (mitteleuropäischer Zeit) auf der Tagesordnung. Franz warf GMvor, alle an der Nase herumzuführen: «Das ist ein Nervenkrieg. DieFakten liegen längst auf dem Tisch.»

Kredit hält Opel über Wasser

Bund und Länder wollen Staatshilfen in Milliardenhöhe nur Magnagewähren. RHJI oder GM würden nicht unterstützt. Opel hat schon einenÜberbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro vom Staat bekommen. DasGeld reiche bis Dezember oder Januar, sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in Frankfurt.

Bläst GM den Opel-Verkauf ab, müsste Detroit den Kredit plusZinsen zurückzahlen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte der«Frankfurter Allgemeinen Zeitung», die bei einem Magna-Zuschlaggeplante zweite Rate von 3 Milliarden Euro an Bürgschaften werde es«definitiv nicht für einen Schließungsplan in Deutschland geben».

Der FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke kritisierte das Verhalten derKoalition: «Die Bundesregierung hat versagt und das Verhalten vonGeneral Motors völlig falsch eingeschätzt», sagte der Vorsitzende desHaushaltsausschusses des Bundestages auf «sueddeutsche.de».

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier setzte sich erneut fürMagna ein. «Das Konzept von Magna zur Übernahme von Opel ist dasbeste Angebot», sagte er der «Mainzer Allgemeinen Zeitung»(Donnerstag). Der österreichisch-kanadische Autozulieferer wolle dievier deutschen Standorte erhalten.

GM müsste Milliarden in Opel stecken

Um Opel unter dem eigenen Dach zu restrukturieren, müsste derderzeit staatlich kontrollierte US-Autobauer weitere Milliardenaufbringen. Franz schätzt den Bedarf auf 3,8 Milliarden US-Dollar(knapp 2,2 Milliarden Euro) in den kommenden 12 Monaten und aufweitere 3,8 Milliarden Dollar danach - und zwar ohne größereproduktrelevante Investitionen. GM habe das unterschätzt.

Franz bezweifelt, dass GM diese Summen aufbringen kann. «Keindeutscher Steuerzahler würde wollen, dass Geld aus Europa nachAmerika abfließt. Umgekehrt kann ich mir das auch schwer vorstellen.»Die geplanten Proteste - eine Kundgebung und eine Menschenkette -sollen am Freitag in Eisenach stattfinden. Der Bieter RHJI will dasWerk in Thüringen bei einer Übernahme zwei Jahre lang stilllegen.

GM-Europachef Carl-Peter Forster bezeichnete die Pläne von GM,Opel zu behalten, als «sehr ernsthaft». Dem Magazin «Auto, Motors undSport» (Donnerstag) sagte er: «Das neue Board (Verwaltungsrat) istoffensichtlich der Auffassung, dass Opel doch eine sehr wichtigeMarke für GM ist und Europa ein sehr wichtiger Markt, und dass hierin Europa eine Menge Know-how vorhanden ist.» Bisher habe man sichnur von Opel trennen wollen, weil die US-Regierung nicht erlaubthabe, mit Steuergeldern eine Restrukturierung außerhalb der USA zubetreiben.

Washington räumt bei GM auf

Die «Detroit News» berichteten im Internet unter Berufung aufInsider, der 47 Jahre alte Topmanager Young werde GM wohl in dennächsten Wochen verlassen. Der erst seit März vergangenen Jahresamtierende Young war zuletzt mit der von US-Präsident Barack Obamaeingesetzten Auto Task Force über Kreuz geraten. Der Abgang wäre einweiteres Zeichen für den deutlichen Einfluss der US-Regierung alsMehrheitsaktionärin. GM hatte etwa 50 Milliarden Dollar Staatshilfeerhalten und erst Mitte Juli ein Insolvenzverfahren beendet.