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Aussichten für Wirtschaft trüben sich ein

14.02.2008, 14:51

Wiesbaden/Luxemburg/dpa. - Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich eingetrübt: Nach einer Wachstumsdelle zum Jahresende 2007 wird der Aufschwung nach Ansicht von Volkswirten an Tempo verlieren.

Vor allem der schwache Konsum und die Folgen der Finanzmarktkrise könnten das Wachstum im ersten Halbjahr bremsen. Für 2008 insgesamt rechnen die Ökonomen mit deutlich weniger als zwei Prozent Wachstum nach 2,5 Prozent im vergangenen Jahr. Bereits im vierten Quartal 2007 wuchs die Wirtschaft nur noch mit real 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal und damit halb so stark wie zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Damit schnitt Deutschland zum Jahresende etwas schlechter ab als die Eurozone mit einem Wachstum von 0,4 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) befürchtet infolge der weltweiten Finanzmarktkrise eine Konjunkturabschwächung. «Angesichts der anhaltenden Risikoneubewertung an den Finanzmärkten bleibt die Unsicherheit über die insgesamt daraus resultierenden realwirtschaftlichen Folgen ungewöhnlich groß», schreibt die EZB in ihrem Monatsbericht. Die jüngsten Daten bestätigten, «dass in Bezug auf die Kojunkturaussichten die Abwärtsrisiken überwiegen». Das Wachstumstempo habe sich zum Jahresende 2007 bereits verlangsamt. Der EZB-Rat deutete unlängst bereits an, dass eine Zinssenkung in der Euro-Zone nicht mehr ausgeschlossen sei. Der Leitzins liegt derzeit bei 4,0 Prozent.

Auch im gesamten vergangenen Jahr ist die deutsche Wirtschaft etwas weniger gewachsen als der Euro-Raum. Das Bruttoinlandsprodukt kletterte um 2,7 Prozent nach 2,8 Prozent im Jahr 2006, teilte die Europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Der Internationale Währungsfonds erwartet wegen der Auswirkungen der Finanzmarktkrise für das Eurogebiet im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum von etwa 1,6 Prozent. Für Deutschland bestätigte das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung von 2,5 Prozent 2007 - das war trotz der Mehrwertsteuererhöhung das zweite starke Wachstumsjahr in Folge nach 2,9 Prozent 2006.

Zum Jahresende 2007 verlor die deutsche Wirtschaft wegen der geringen Kaufneigung der Verbraucher und eines langsameren Exportwachstum an Fahrt. Antriebsmotor waren nach Angaben der Statistiker die kräftig gestiegenen Investitionen der Unternehmen in Maschinen und Anlagen sowie der Außenhandel. Deutschland verteidigte 2007 zum fünften Mal in Folge seinen Titel als Exportweltmeister. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung. Im Vergleich zum Vorjahr verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum zum Jahresende auf 1,6 Prozent.

Die Bundesregierung hat ihre Prognose für 2008 zuletzt von 2,0 auf 1,7 Prozent gesenkt. «Derzeit spricht alles dafür, dass auch die kommenden Quartale nur magere Zuwachsraten bringen werden», schrieb Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank. Die schwächere Weltwirtschaft bremse den Export als Konjunkturmotor und die Unternehmen würden weniger investieren. Der Konsum soll nach gängiger Meinung der Experten aber zulegen, nachdem er im Vorjahr infolge der Mehrwertsteuererhöhung um 0,3 Prozent gesunken war.

2007 hatte sich die Konjunktur zunächst schneller beschleunigt: Zu Jahresbeginn betrug der Zuwachs noch 0,6 Prozent, sank danach auf 0,2 Prozent und legte im Herbst auf 0,7 Prozent zu. Die Statistiker senkten die Zahl für das erste Quartal und hoben das Ergebnis für das zweite Quartal an.

Die Wirtschaftsleistung wurde im vierten Quartal von 40,3 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 1,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ausführliche Ergebnisse will das Statistische Bundesamt am 26. Februar bekanntgeben.