1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Aussichten für Wirtschaft trüben sich ein

EIL

Aussichten für Wirtschaft trüben sich ein

14.02.2008, 15:20

Wiesbaden/Luxemburg/dpa. - In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge vor einem Nachlassen des Aufschwungs. Die Krise an den Finanzmärkten und der schwache Konsum haben die Aussichten für die Konjunktur eingetrübt.

Nach einer Wachstumsdelle zum Jahresende 2007 wird der Aufschwung nach Ansicht von Volkswirten im ersten Halbjahr an Tempo verlieren. Im vierten Quartal 2007 wuchs die Wirtschaft mit real 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal nur noch halb so stark wie zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Damit schnitt Deutschland etwas schlechter ab als die Eurozone mit einem Wachstum von 0,4 Prozent.

Für 2008 insgesamt rechnen die meisten Ökonomen mit deutlich weniger als zwei Prozent Wachstum nach 2,5 Prozent im vergangenen Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) befürchtet infolge der weltweiten Finanzmarktkrise eine Konjunkturabschwächung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nannte seine Wachstumsprognose von zwei Prozent «mehr Hoffnungs- als Erwartungswert». «Der Aufschwung ist noch nicht zu Ende. Die wirtschaftliche Lage ist aber instabiler geworden», sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in Berlin. Auf den Konsum als Motor könne man nicht mehr hoffen.

Laut einer Umfrage des DIHK unter 25 000 Firmen erwarten 26 Prozent der Firmen in den nächsten zwölf Monaten bessere Geschäfte, mit schlechteren rechnen 16 Prozent. Der «Vorsprung» der Optimisten vor den Pessimisten schrumpfte damit auf zehn Prozentpunkte nach 15 Punkten zum Jahresende 2007 und 24 Punkten im Frühsommer vergangenen Jahres. Der Beschäftigungsaufbau dürfte der Umfrage zufolge in diesem Jahr mit 300 000 Jobs nur noch halb so stark ausfallen wie 2007.

Zum Jahresende 2007 verlor die deutsche Wirtschaft an Fahrt, weil die Kauflust der Verbraucher gering blieb und sich das Exportwachstum verlangsamte. Antriebsmotor waren nach Angaben der Statistiker die kräftig gestiegenen Investitionen der Unternehmen in Maschinen und Anlagen sowie der Außenhandel.

Die Bundesregierung senkte ihre Prognose für 2008 zuletzt von 2,0 auf 1,7 Prozent. «Derzeit spricht alles dafür, dass auch die kommenden Quartale nur magere Zuwachsraten bringen werden», schrieb Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank. Die schwächere Weltwirtschaft bremse den Export als Konjunkturmotor und die Unternehmen würden weniger investieren. Der Konsum soll nach gängiger Meinung der Experten aber zulegen, nachdem er im Vorjahr infolge der Mehrwertsteuererhöhung um 0,3 Prozent gesunken war.

«Angesichts der anhaltenden Risikoneubewertung an den Finanzmärkten bleibt die Unsicherheit über die insgesamt daraus resultierenden realwirtschaftlichen Folgen ungewöhnlich groß», schrieb die EZB in ihrem Monatsbericht. Die jüngsten Daten bestätigten, «dass in Bezug auf die Kojunkturaussichten die Abwärtsrisiken überwiegen». Das Wachstumstempo habe sich zum Jahresende 2007 bereits verlangsamt. Der EZB-Rat deutete unlängst bereits an, dass eine Zinssenkung in der Euro-Zone nicht mehr ausgeschlossen sei. Der Leitzins liegt derzeit bei 4,0 Prozent.

Auch im gesamten vergangenen Jahr ist die deutsche Wirtschaft etwas weniger gewachsen als der Euro-Raum. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte um 2,7 Prozent nach 2,8 Prozent im Jahr 2006, teilte die Europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Der Internationale Währungsfonds erwartet wegen der Auswirkungen der Finanzmarktkrise für das Eurogebiet im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum von etwa 1,6 Prozent. Für Deutschland bestätigte das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung von 2,5 Prozent 2007 - das war trotz der Mehrwertsteuererhöhung das zweite starke Wachstumsjahr in Folge nach 2,9 Prozent 2006. Das BIP misst den Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung.

Die Wirtschaftsleistung wurde im vierten Quartal von 40,3 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 1,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ausführliche Ergebnisse zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal will das Statistische Bundesamt am 26. Februar bekanntgeben.