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Auslandssemester Auslandssemester: Es muss nicht immer England sein

Von Verena Wolff 04.08.2006, 09:20

Bonn/Münster/dpa. - Sinologie im chinesischen Chengdu,Meeresbiologie am Bangsaen Institute of Marine Science in Thailand,vertiefende Studien in Hindi und Sanskrit an der einzigen tibetischenUniversität in Indien - das sind nur einige Beispiele.

Auch in Europa gibt es kaum ein Land, in dem deutsche Studentennicht die Hochschulbank drücken. An der Spitze der Austauschländersteht noch immer das Vereinigte Königreich. Bei Ramon Tissler, dermit seiner Firma «College Contact» Deutschen den Weg ins Auslandebnet, sind dagegen die USA weiterhin Zielland Nummer eins.

Nach Tisslers Erfahrung ist es nicht so, dass keine Studierendenin andere Länder gehen wollen. «Aber die Prüfungsämter wissen oftnicht über die Güte der Unis in exotischeren Ländern Bescheid underschweren es den Studierenden, die Scheine anerkannt zu bekommen.»

Eine Alternative sind Studiengänge mit Doppel-Abschluss, bei denenin zwei Ländern studiert wird. «Die RWTH in Aachen bietet einenDoppel-Master für Ingenieure mit der ersten Uni Chinas an», sagtSusanne Otte, China-Referentin beim Deutschen AkademischenAustauschdienst (DAAD) in Bonn. Nach ihrer Meinung würden sich nochviel mehr deutsche Studierende sich Richtung China aufmachen, gäbe esdort mehr englischsprachige Studiengänge.

Der Zugang ist in China nicht schwieriger als anderswo, und nebender Auslandserfahrung bringt eine Zeit dort noch zahlreiche andereVorteile mit sich - vor allem in Hinblick auf den ersten Job nach demAbschluss. «Interkulturelle Kompetenzen werden in Zukunft immerwichtiger», sagt Thomas Friedenberger vom Staufenbiel-Institut inKöln - auch und gerade Erfahrung in Asien. Viele Deutsche, die denSchritt nach Fernost gewagt haben, wollen laut Otte einige Jahre dortarbeiten oder ganz bleiben. «China ist schon jetzt eine ungeheuerewirtschaftliche Macht, in der es viele interessante Jobs gibt.»

Ramon Tissler hat bei vielen Bewerbern für ungewöhnliche Staateneine Affinität zu den Ländern ausgemacht: «Die Leute haben meistschon etwas mit dem Land zu tun gehabt, haben Verwandte dort oderstudieren die Sprache.» So ging es auch Annekaryn Tiele, die einTrimester lang im schwedischen Örebro Scheine für ihrkommunikationswissenschaftliches Studium gemacht hat.

«Mich hat die Möglichkeit motiviert, ein Trimester zu belegen undsomit hier nichts zu verpassen», sagt sie. Ein paar BrockenSchwedisch konnte sie schon, vor der Reise hat sie einen Sprachkursbelegt. «Das Studium war auf Englisch, aber ich habe auch einen KursSchwedisch an der Uni belegt und einen zur schwedischen Kultur.»

Enken Hassold hat fast ihr gesamtes Studium der Umweltbiologie inDänemark absolviert. «Ich wollte ein anderes Land in Europa näherkennen lernen, aber eben nicht Frankreich, England oder Spanien»,sagt sie. Als Au-Pair war sie erst dort, hat Dänisch gelernt, denobligatorischen Sprachtest vor dem Studium bestanden und dann ihrenBachelor of Science gemacht. Die beiden Frauen würden jederzeitwieder ins Ausland gehen. Sie sind in guter Gesellschaft: 62 200Studierende waren laut einer Studie des Bundesbildungsministeriums imJahr 2003 im Ausland eingeschrieben. Und die Zahl steigt stetig.