1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Aschewolke belastet Reisekonzerne

Aschewolke belastet Reisekonzerne

13.05.2010, 16:36

Hannover/London/dpa. - Die massiven Folgen der Aschewolke aus Island mit tagelangen Flugverboten in Europa belasten die Ergebnisse der Reisekonzerne. Branchenführer Tui rechnet mit Kosten von rund 100 Millionen Euro.

Europas zweitgrößter Reisekonzern Thomas Cook mit Marken wie Neckermann Reisen und Bucher Last Minute schätzt die Belastung durch die Flugausfälle auf rund 70 Millionen britische Pfund (82 Mio Euro). Dies kommt bei beiden Unternehmen im dritten Geschäftsquartal zum Tragen.

Die Flugverbote in Europa vor allem Mitte April hatten bei den Reiseveranstaltern sowie den Fluggesellschaften zu massiven Ausfällen geführt. Wegen der Vulkanaschewolke aus Island war der Flugverkehr über Europa über Tage hinweg großenteils lahmgelegt. Millionen Reisende saßen an ihren Reisezielen fest oder konnten von Europa aus erst gar nicht starten. Reiseveranstalter mussten die Urlauber vor Ort betreuen und Rückholaktionen organisieren.

Grundsätzlich aber sind die Reisekonzerne nach dem Krisenjahr 2009 wieder auf Erholungskurs. Sie verringerten ihre saisontypischen Verluste. Reiseveranstalter schreiben im Winterhalbjahr typischerweise rote Zahlen, weil sie ihre Kosten in dieser Zeit nicht decken können. Den Großteil ihres Gewinns fahren sie im Sommer ein.

Der Tui-Konzern reduzierte im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März seinen Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITA) auf Unternehmenswerte um gut ein Viertel auf 252 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Verlust von 177 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Tui wegen des Teilverkaufs der Container-Reederei Hapag-Lloyd einen Gewinn von 744 Millionen Euro erzielt.

Der Umsatz des Konzerns ging um 6,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zurück. Die Touristik-Tochter Tui Travel hatte das Flug- und Hotelangebot wegen der Wirtschaftskrise deutlich zusammengestrichen, um Reisen nicht wegen schwacher Nachfrage zu Niedrigpreisen verkaufen zu müssen.

Nach oben zeigte die Entwicklung bei der Container-Reederei Hapag- Lloyd. Das Unternehmen, das im Krisenjahr 2009 sogar um Staatshilfe hatte anfragen müssen, steigerte seinen Umsatz um 13 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Sondereffekte herausgerechnet kam Hapag-Lloyd mit einem EBITA von rund 13 Millionen Euro auch wieder in die schwarzen Zahlen. Die Reederei profitierte von einem harten Sparprogramm und der anziehenden Nachfrage im Frachtgeschäft. Der Tui-Konzern ist noch mit 43 Prozent an dem Hamburger Unternehmen beteiligt.

Thomas Cook konnte den Verlust im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende März unter dem Strich von 227 Millionen auf 212 Millionen Pfund zurückfahren. Der Umsatz schrumpfte wegen eines zusammengestrichenen Flug- und Bettenangebots um fünf Prozent auf 3,3 Milliarden Pfund, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa zeigte sich wie zuletzt Tui-Travel-Chef Peter Long zwar zuversichtlich, die selbst gesetzten Gewinnziele im Gesamtjahr zu erreichen. Dabei seien die finanziellen Auswirkungen der Aschewolke aber herausgerechnet.

Mit den Sommerbuchungen zeigte sich Fontenla-Novoa zufrieden. In Deutschland und Österreich lägen die Buchungen ein Prozent höher als ein Jahr zuvor. Betrachte man nur die vergangenen vier Wochen, sei sogar ein Zuwachs von zehn Prozent zu verzeichnen. Tui Travel hatte für Deutschland hingegen einen Buchungsrückgang gemeldet. Nach einer Eintrübung während der Luftraumsperrung im April habe die Nachfrage inzwischen allerdings wieder angezogen.

Unterdessen leidet Griechenland als Urlaubsziel unter der eigenen Schuldenkrise. In den vergangenen vier Wochen registrierte Thomas Cook in Deutschland und Großbritannien zwischen 20 und 30 Prozent weniger Griechenland-Buchungen als ein Jahr zuvor. Tui Travel hingegen verzeichnet nach eigener Darstellung nur geringe Auswirkungen bei Reisen nach Griechenland.