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Arnstadt Arnstadt: Triebwerkszentrum legt Hand an modernste Flugzeugantriebe

03.07.2006, 08:08
Besucher der Airbus-A380-Endmontage stehen im französischen Toulouse vor einem Trent 900-Triebwerk des britischen Herstellers Rolls Royce, aufgenommen am 08.06.2006. (Foto: dpa)
Besucher der Airbus-A380-Endmontage stehen im französischen Toulouse vor einem Trent 900-Triebwerk des britischen Herstellers Rolls Royce, aufgenommen am 08.06.2006. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Arnstadt/dpa. - Das Triebwerkszentrum von Lufthansa-Technik und Rolls-Royce überholtmit dem «Trent 900» der A380 einen der modernsten Düsenmotorenweltweit. Derzeit ist das rund 100 Millionen Euro teure Werk noch imBau - von April 2007 an sollen zunächst rund 300 Fachleute die ersten Antriebe warten.

«Eigentlich funktioniert ein A380-Triebwerk wie ein Luftballon»,beschreibt Rolls-Royce-Marketingspezialist Peter King augenzwinkernddas Grundprinzip. «Aber selbst mit großen Ballons an den Tragflächenkäme so ein riesiger A380 vielleicht acht Meter weit und nicht 8000Meilen», sagt der Triebwerksexperte.

Moderne Triebwerke sind hoch effiziente und umweltfreundlicheAntriebe, die außerdem noch extrem leistungsfähig sein müssen. «JedesTrent 900 ist so kraftvoll wie 875 Automotoren, wiegt aber gerade malso viel wie 45 Automotoren», sagt Peter King. «Mit einer GalloneTreibstoff kommt umgerechnet jeder Passagier 93 Meilen weit.» Dasbedeutet: Im Vergleich ist ein großes Jettriebwerk so sparsam wie einDrei-Liter-Auto.

Ansonsten hat das Trent 900 an den Tragflächen der A380 aber einenwesentlich anspruchsvolleren Einsatzbereich als ein Automotor.Einerseits muss es genug Schub liefern, um den bis zu 560 Tonnenschweren Airbus beim Start auf einer Strecke von rund drei Kilometernauf mehr als 300 Stundenkilometer zu beschleunigen. Dann muss dasTriebwerk den Jet möglichst effizient in seiner Reiseflughöhe vonrund 11 Kilometern mit Tempo 900 antreiben - in dünner Luft und beiTemperaturen von minus 50 Grad.

«Eigentlich verkaufen Triebwerkshersteller überdimensionaleHaartrockner», beschreibt King das Grundprinzip der Antriebe. GroßeMengen heißer Luft werden nach hinten ausgestoßen, drücken auf dieseWeise das Flugzeug vorwärts. Die Energie kommt aber im Gegensatz zumHaartrockner aus dem Treibstoff an Bord des Flugzeuges.

«Zunächst wird die Luft angesaugt und extrem verdichtet»,schildert King die einzelnen Schritte im Inneren des 6,4 Tonnenschweren Triebwerks. «Dann wird in einer Brennkammer Kerosineingespritzt und entzündet.» Heiße Gase treten einerseits, wie beimLuftballon, nach hinten aus und schieben das Flugzeug. Das ist abernur ein Teil der Kraft für den Vortrieb.

Die Abgase treiben über ein Getriebe ebenfalls den so genanntenFan an der Frontseite des Triebwerks an. Diese Mischung aus Windmühleund Ventilator hat zwei Aufgaben: Einerseits wird kalte Luft nachhinten geblasen und treibt den Airbus voran. Andererseits legt sichder Luftstrom wie ein Mantel um den heißen Abgasstrahl aus derBrennkammer. Das dämpft den Geräuschpegel. «Wir haben das Triebwerkso leise wie möglich gemacht, das Flugzeug soll sich in die Luftflüstern», sagt King.

Das Wissen zur Herstellung moderner Flugzeugtriebwerke habenweltweit nur wenige Firmen. Rolls Royce baut Antriebe für AirbusA330, A340 und A380, liefert aber zum Beispiel auch Motoren fürBoeing 747 und 777. Wettbewerber sind unter anderem General Electricsowie Pratt & Whitney. Sie liefern ebenfalls Antriebe für großeVerkehrsflugzeuge.

Umsatzbringer ist aber nicht nur der Verkauf neuer Triebwerke:Inzwischen kaufen Fluggesellschaften vielfach ein Gesamtpaket, dasAntrieb und langjährige Wartungsverträge umfasst. Nach eigenenAngaben macht Rolls Royce inzwischen bei einem Jahresumsatz von rundsechs Milliarden britischen Pfund mehr als 50 Prozent seinesGeschäftes mit Serviceleistungen.

Bei aller technischer Faszination orientierte sich das Unternehmenbei der Namensgebung für den A380-Antrieb an natürlichen Vorbildern.«Trent ist der Name eines Flusses - sonst klingen technischeBezeichnungen ja meist wie Telefonnummern», sagt King. Mit dentechnischen Feinheiten werden sich bis 2010 die dann 500 Mitarbeiterder Gemeinschaftsfirma befassen. Wenn das Geschäft gut läuft, solldie Beschäftigtenzahl über diese Marke steigen. Das Areal für die N3Engine Overhaul Services GmbH im Industriegebiet am ErfurterAutobahnkreuz ist groß genug.