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Arcandor droht möglicherweise bald Zerschlagung

19.07.2009, 12:43

Essen/Fürth/dpa. - Dem insolventen Essener Handels- und Touristikunternehmen Arcandor droht möglicherweise schon in den kommenden Wochen die Zerschlagung.

Nach dem überraschenden Rückzug des Arcandor-Sanierungsexperten Horst Piepenburg bekräftigte der Düsseldorfer Konkurrent Metro seinen Vorstoß für eine Übernahme von 60 der 90 Warenhäuser der Arcandor-Tochter Karstadt. «Wir halten an dem Angebot fest», sagte ein Metro-Sprecher am Sonntag in Düsseldorf.

Metro-Chef Eckhard Cordes soll nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) bereits mehrere Gespräche mit Vermietern, wichtigen Lieferanten sowie Arbeitnehmer-Vertretern geführt haben. Eine Entscheidung über die Zukunft von Arcandor werde voraussichtlich Mitte August bei einer Sitzung des Gläubigerausschusses fallen, schreibt die Zeitung.

Cordes hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach sein Angebot zu einem Zusammenschluss der Metro-Warenhauskette Kaufhof mit Karstadt zu einer Deutschen Warenhaus AG erneuert. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hatte die Gespräche jedoch auf Eis gelegt. Von einem erneuten Kontakt zwischen den beiden Managern sei ihm nichts bekannt, sagte ein Arcandor-Sprecher am Sonntag in Essen.

Eick soll jedoch nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Spiegel» bereits Investmentbanken als «Plan B» beauftragt haben, Möglichkeiten für einen Teilverkauf von Karstadt und des Versandhändlers Primondo auszuloten. Die Anteile an der Tourismussparte Thomas Cook sind bereits an die Banken verpfändet.

Der vorläufige Gläubigerausschuss habe sich in seiner konstituierenden Sitzung am vergangenen Freitag mit der Frage einer Einzelverwertung befasst, bestätigte der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg. Ob dabei bereits ein Auftrag erteilt worden sei, wollte er nicht sagen.

Der am Donnerstag überraschend von seinem Amt zurückgetretene Arcandor-Generalbevollmächtigte Piepenburg hatte bislang betont, das Unternehmen als Ganzes erhalten zu wollen. Piepenburg habe «schmerzhaft erfahren müssen, dass Arcandor nicht zu sanieren ist», zitiert der «Spiegel» einen namentlich nicht genannten Vertrauten. Offiziell hatte Piepenburg seinen Rückzug mit der fehlenden Unterstützung des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim begründet. Dies hatte die Bank jedoch zurückgewiesen.

Die Quelle-Erbin und Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz hat unterdessen eine Mitschuld an der Krise des Unternehmens eingeräumt. Eine mögliche Unterstützung des ums Überleben kämpfenden Unternehmens stellte sie jedoch nicht in Aussicht. «Ich habe viel zu spät gemerkt, dass ich die Kontrolle verloren habe», erklärte sie in einem Interview mit «Bild.de». Inzwischen habe sie leider keinen direkten Einfluss mehr. Schickedanz hält über einen Pool einen Anteil von 26,7 Prozent an Arcandor und ist damit größte Einzelaktionärin vor den Gesellschaftern des Bankhauses Sal. Oppenheim.

Wegen der Schieflage der Quelle-Mutter Arcandor habe sie inzwischen rund drei Milliarden Euro verloren, berichtete Schickedanz. Sollte die Rettung von Arcandor scheitern und die Bankkredite fällig werden, drohe ihr der Verlust ihres gesamten Privatvermögens. Sie habe daher begonnen, sich finanziell einzuschränken.