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Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Sorge vor Abflauen des Job-Booms

30.04.2008, 08:50
Im April ist die Arbeitslosenquote auf 8,1 Prozent gesunken. (Grafik: dpa)
Im April ist die Arbeitslosenquote auf 8,1 Prozent gesunken. (Grafik: dpa) dpa

Nürnberg/Berlin/dpa. - Zahlreiche Politiker forderten daher am Mittwochweitere Reformanstrengungen und eine Stärkung der Binnennachfrage, umdie Erfolge auf dem Arbeitsmarkt abzusichern. BundesarbeitsministerOlaf Scholz (SPD) kündigte zudem Verbesserungen bei der Vermittlungvon Arbeitslosen an. Dazu sei eine Verringerung der Förderprogrammevon derzeit 52 auf 25 notwendig, sagte der Minister in Berlin. AlsZiel strebe er Vollbeschäftigung an.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im April3 414 000 Männer und Frauen arbeitslos - das sind lediglich 94 000weniger als im März. Der Rückgang fiel damit nur halb so groß aus wieim Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Im Vergleich zum Vorjahrsank die Arbeitslosenzahl nur noch um 563 000. Die Arbeitslosenquoteging um 0,3 Punkte auf 8,1 Prozent zurück.

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zeigte sich trotz derverhaltenen Entwicklung optimistisch: «Die Grundtendenz bleibtpositiv. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt wird weiter von der gutenKonjunktur getragen». Die Unternehmen - vor allem in derexportorientierten Metall- und Elektroindustrie - suchten weiter nachArbeitskräften. «Es besteht nach wie vor eine hohe Kräftenachfrage.Aber das Wachstum, der Boom flacht sich ab», räumte er ein.

Verzerrt würden die April-Zahlen durch die gute Arbeitsmarkt-Entwicklung im Winter, betonte der Behördenchef. Mit rund 183 000 seider Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Monaten November 2007 bisFebruar 2008 fast nur ein Drittel so stark ausgefallen wie infrüheren Jahren. «Infolgedessen kann im Frühjahr auch wenigerwinterspezifische Arbeitslosigkeit abgebaut werden», unterstrichWeise. Zudem werde die April-Entwicklung wegen einer Computerpanne amZähltag unzureichend abgebildet.

Gedämpft wurde der Optimismus von Arbeitsmarktexperten im Aprildurch die Stagnation der Arbeitskräftenachfrage. Die Zahl der vonFirmen an die BA gemeldeten Stellen verharre seit März bei 400 000.Gestiegen sei im April lediglich die Zahl sogenannter geförderterStellen, wie Ein-Euro-Jobs. Ihre Zahl lag in dem Monat bei 193 000.Dennoch kann nach Ansicht von BA-Vorstandsmitglied Raimund Beckernoch keineswegs von einem Ende des Arbeitsmarktaufschwungs die Redesein. «Das pendelt sich auf hohem Niveau ein», sagte Becker.

Weise rechnet sogar mit einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeitbis ins Jahr 2009 hinein. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeitwerde auf rund 3,2 Millionen sinken, das wären rund 200 000 wenigerals für das laufende Jahr erwartet werden. Darauf wiesen dievolkswirtschaftlichen Eckwerte für das nächste Jahr hin.

Auf die nach wie vor gute Arbeitsmarkt-Entwicklung weist nach BA-Einschätzung auch die Zahl der Erwerbstätigen hin, dem statistischenSpiegelbild der Arbeitslosenzahl. Die Zahl der Erwerbstätigen lagzuletzt (im Februar) mit 39,93 Millionen um 683 000 über demVorjahreswert. Die Zahl der Stellen mit Sozialversicherungspflichtstieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes binnen Jahresfristum 663 000 auf 27,15 Millionen. 66 Prozent der seit März 2007 neugeschaffenen Arbeitsplätze seien Vollzeitstellen, hob Weise hervor.

Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) kündigte im Zusammenhang mitBestrebungen für eine verbesserte Arbeitsvermittlung noch vor derSommerpause ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren an. Zum 1.Januar 2009 soll die Zahl der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmenhalbiert werden. Scholz erklärte, der Arbeitsvermittler müsse einenÜberblick über seinen «Instrumentenkasten» haben, um den Erwerbslosenbesser zu helfen. SPD-Generealsekretär Hubertus Heil sprach sichdafür aus, die Konjunktur mit einer Stärkung der Binnennachfrage zustützen. «Die Abschlüsse der Lohn- und Gehaltsrunden in diesem Jahrsind ein gutes Signal», stellte er fest.

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, seine Partei halteweiter am Ziel der Vollbeschäftigung fest. Zu den dafürerforderlichen Reformanstrengungen gehöre auch eine Senkung derLohnnebenkosten. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef im Bundestag,Ludwig Stiegler, warnte vor Selbstgefälligkeit angesichts der gutenArbeitsmarktdaten. Dafür gebe es keinen Grund. Bei denFrühindikatoren blinke schon die eine oder andere Warnlampe auf,sagte er und verwies auf das stagnierende Stellenangebot. Die FDP-Bundestagsfraktion mahnte Strukturreformen an und verwies auf dienoch immer hohe «verdeckte Arbeitslosigkeit».