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Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Die Bachelor sind billiger

Von JULIA KLABUHN 09.02.2010, 16:48

HALLE/MZ. - Dennoch scheinen die Chancen auf einen Job nach dem ersten Hochschulabschluss mittelfristig nicht schlecht zu stehen. Vor allem das niedrigere Gehaltsniveau im Vergleich zu Master- oder Diplomabsolventen ist ein Argument für den Bachelor.

Bei den Studentenstreiks im vergangenen Jahr wurde immer wieder der Zugang zum Masterstudium für alle Bachelor-Absolventen gefordert. Seit der Umstellung der Studiengänge im Zuge der Bolognareform ist der Bachelor der erste berufsqualifizierende Abschluss. An den Hochschulen fragen sich jedoch viele Studenten, ob der Bachelor tatsächlich ausreichend für das Berufsleben qualifiziert.

Aus der Wirtschaft gibt es schon länger positive Signale. Unter dem Motto "Bachelor welcome" erklärten bereits 2004 führende deutsche Unternehmen, dass der Bachelor durchaus auf dem Arbeitsmarkt willkommen sei. Wie sieht das in Sachsen-Anhalt knapp sechs Jahre später aus? "Wir haben von den Unternehmen sowohl positive als auch negative Rückmeldungen über die Beschäftigung von Bachelor-Absolventen erhalten", sagt Simone Danek von der IHK.

Vor allem die kürzere Studienzeit werde von vielen Unternehmen kritisch gesehen, so die Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK. "Man kann sich in deutlich kürzerer Zeit eben nicht das gleiche Wissen aneignen", so Danek. Das gelte insbesondere, solange die Hochschulen personell nicht besser ausgestattet seien. Die Bachelorabsolventen der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge hätten den ersten Erfahrungen zufolge teilweise die Erwartungen nicht erfüllt.

Zudem seien die Absolventen meist sehr jung, was auch auf Kosten der sozialen Kompetenzen gehe. "Umfragen haben ergeben, dass fehlendes Fachwissen der häufigste Grund ist, einen Bewerber nicht einzustellen", so Danek. Bei einer späteren Trennung seien hingegen die häufigsten Ursachen mangelnde Teamfähigkeit oder Schwierigkeiten, die theoretischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen.

Dass diese Fähigkeiten bei jungen Absolventen noch nicht stark ausgeprägt seien, findet Jens Strackeljan nicht verwunderlich. Der Prorektor für Forschung und Lehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gibt zu bedenken, dass in den kurzen Studienzeiten weniger Zeit für Praktika sei. "Der Vorteil für die Unternehmen ist aber, dass sie die jungen Arbeitnehmer viel stärker selbst formen können", so Strackeljan.

Für unerlässlich hält er Fortbildungen und berufsbegleitende Master. "Der Master ist aus meiner Sicht immer noch der Regelstudienabschluss", sagt er. Wenn aber ein Absolvent nach dem Bachelor schon in einem Unternehmen gearbeitet hat, werde weder der Arbeitnehmer noch der Arbeitgeber ein Master im Vollzeitstudium akzeptabel finden, so Strackeljan. Deshalb müsse es ein attraktives Angebot berufsbegleitender Masterstudiengänge geben.

Seiner Ansicht nach wird sich zumindest in den technisch-naturwissenschaftlichen Berufsfeldern der Bachelor aber künftig durchsetzen. "Die Industrie wird stark auf den Bachelor abstellen", so Strackeljan. Das sei allein schon eine Frage des Gehaltsniveaus, das bei Bachelorabsolventen niedriger angesetzt werde als bei Masterabsolventen. Bei der IHK wird das ähnlich gesehen, wenn auch nicht ausdrücklich mit Blick auf das Gehalt, sondern auf die Aufgaben. "Noch gibt es nur wenige Masterabsolventen", so Danek. Aber künftig würden die Unternehmen genau schauen, ob ein Master notwendig ist. "Der Abschluss zielt eher auf wissenschaftliches Arbeiten ab, das brauchen viele Firmen nicht ständig." Ansonsten sieht Danek für Masterabsolventen da einen Arbeitsmarkt, wo ein Unternehmen nach Personal für die Führungsebene sucht.