Arbeitslosen-Statistik Arbeitslosen-Statistik: 900 000 weniger als im Januar 2007

Nürnberg/dpa. - So mancher Experte traute dem Aufschwung noch bisEnde letzten Jahres nicht - und sah für 2007 bereits erste dunkleWolken am Horizont aufziehen. Inzwischen ist klar: Hatte das Jahr2006 die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt gebracht, so sorgte das Jahr2007 für einen Job-Boom - und das in vielerlei Hinsicht. Am Ende desJahres weist die BA-Statistik rund 900 000 Erwerbslose weniger ausals zum Jahresbeginn. Im Jahresdurchschnitt dürften nach vorläufigenBerechnungen rund 3,8 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit gewesensein - und damit rund 680 000 weniger als vor einem Jahr. Für das2008 rechnen Arbeitsmarktforscher allerdings mit einer etwasschwächeren Dynamik.
Schon die Wintermonate verhießen ein gutes Jahr für denArbeitsmarkt. Dank des milden Winters fiel die Winterarbeitslosigkeitmit rund 250 000 nur halb so groß aus wie in den vorangegangenenJahren. Vor allem der Bau profitierte von dem weitgehendausgebliebenen Schnee. Und auch Skeptiker, die unkten, bei einer soguten Winterentwicklung könne es eigentlich gar keinen richtigenFrühjahrsaufschwung geben, sahen sich bald von der realen Entwicklungwiderlegt: Allein zwischen März und Juni sank die ArbeitslosigkeitMonat für Monat im Schnitt um 160 000. Und selbst im Herbst verlorder Arbeitsmarkt kaum an Dynamik.
Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sprichtinzwischen vom stärksten Arbeitsmarktaufschwung seit den Jahren1999/2000. Doch selbst den stellt der aktuelle Job-Boom inzwischen inden Schatten, wie die Nürnberger Arbeitsmarktforscher nach genauerenAnalysen festgestellt haben. Damals seien zwar 1,2 Millionen Stellenentstanden im Unterschied zu den rund 900 000 im Jahr 2006/2007, dochviele davon seien Teilzeitstellen gewesen, die meisten zudem in Formvon sogenannten geringfügigen, also schlecht bezahltenBeschäftigungsverhältnissen.
Ganz anders 2006/2007: In den beiden Jahren seien allein 200 000Vollzeitstellen geschaffen worden, die Teilzeitbeschäftigung legtemit 590 000 nur halb so stark zu wie in den Jahren 1999/2000. Was vorallem für die Zukunft der sozialen Sicherung von großer Bedeutungist: Der größte Teil der neu geschaffenen Teilzeitstellen warversicherungspflichtig. Zwar hat auch die Zeitarbeit zu demArbeitsmarktaufschwung beigetragen, aber gegen Ende 2007 in immergeringerem Umfang. Der Grund: Viele nutzten Zeitarbeitskräfte umanfänglich Auftragsspitzen abzufedern. Sobald sich aber die Hinweiseauf einen stabilen Aufschwung verfestigten, zögen Unternehmen eineFestanstellung vor, meint BA-Chef Frank-Jürgen Weise.
Für das Jahr 2008 sieht der sonst eher zurückhaltende BA-Chefkeinerlei Anlass für Pessimismus: «Wir sind sicher, dass derArbeitsmarkt auch 2008 noch eine gute Qualität hat», verkündete WeiseEnde November. Vor allem die Zahl von 577 000 freien Stellen imNovember veranlasst ihn zu Zuversicht. Selbst der hohe Ölpreis undder schwache Dollarkurs, der Exportgüter der deutschen Industrieverteuert, lösen bei der Bundesagentur keine ernsthafte Besorgnisaus. Weises Optimismus gründet freilich auf der Erfahrung, dassnegative wirtschaftliche Entwicklungen sich erst mit einem halbenJahr Verspätung auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen.
Das IAB jedenfalls rechnet auf der Basis eines 2,5-prozentigenWirtschaftswachstums im Jahr 2008 mit einer durchschnittlichenJahresarbeitslosigkeit von 3,43 bis 3,49 Millionen - dies wärenzwischen 310 000 bis 360 000 weniger als im Schnitt 2007. Die Zahlder der Erwerbstätigen dürfte nach IAB-Einschätzung um rund 310 000auf 40,03 Millionen steigen - nach einem Anstieg von rund 700 000 imJahr 2007. «Aufgrund des schwächeren Wirtschaftswachstums wird dieDynamik der Beschäftigtenentwicklung im Jahr 2008 etwas nachlassen»,bringen die Arbeitsmarktforscher ihre Prognose auf den Punkt.
Volkswirte deutscher Großbanken sehen die Entwicklung auf demArbeitsmarkt im Jahr 2008 ebenfalls gelassen. Auch nach ihrerEinschätzung wird der Beschäftigungsaufbau im neuen Jahr weitergehen.«Aber nicht mehr mit der Dynamik wie bisher», betonte etwa AndreasRees von der HypoVereinsbank. Die Prognosen der Experten für diedurchschnittliche Arbeitslosigkeit schwanken zwischen 3,6 und 3,4Millionen. Auguren, die nach der rasanten Talfahrt der Arbeitslosenin den vergangenen Monaten bereits die baldige Unterschreitung derDrei-Millionen-Marke unterschreiten sahen, wies unlängst BA-ChefWeise in die Schranken. Mit einer solchen Entwicklung rechne erfrühestens 2011 - und das auch allenfalls im September oder Oktober.