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Analyse Analyse: Von Mannesmann blieb nur ein Name

Von Peter Lessmann 29.11.2006, 09:50

Düsseldorf/dpa. - Heute steht der Name Mannesmann, der in Düsseldorf nur noch ein Straßenschild am Rheinufer ziert, in der kritischen Öffentlichkeit nicht mehr für Mobilfunk, Autotechnik, Maschinenbau oder Röhren, sondern für Selbstbedienungsmentalität und Geschäftsgebaren nach Gutsherrenart.

Sieben Jahre ist es her, dass ein britischer Manager namens Chris Gent die Festung eines deutschen Traditionskonzerns einriss. Nach einem erbitterten mehrmonatigen Abwehrkampf gab sich der Vorstand um den damaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser geschlagen: Der britische Mobilfunkriese Vodafone wurde im Frühjahr 2000 neuer Eigentümer des Düsseldorfer Unternehmens.

Dank des expandierenden Mobilfunks hatte sich Mannesmann in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einem der erfolgreichsten deutschen Großunternehmen gemausert. Der Einstieg in die Telekommunikation (D2) sollte zu einer Goldgrube werden. Die Handysparte wurde zum Wachstumstreiber und zur tragenden Ertragsäule des Unternehmens. Das wiederum lockte Wettbewerber an. In der Mobilfunkbranche setzte eine Übernahmewelle ein. Gestärkt durch milliardenschwere Zukäufe fühlte sich Mannesmann als ein Akteur im Konsolidierungsprozess.

Inzwischen hatten sich die Mannesmänner zwar von einigen Geschäften getrennt, waren aber ein Gemischtwarenladen geblieben: Neben der jungen Sparte Telekommunikation, zu der auch die deutsche Festnetztochter Arcor zählte, gehörten hierzu der Maschinenbau (Rexroth, Dematic, Demag Krauss-Maffei) sowie die Autotechnik (Sachs, VDO) mit zuletzt insgesamt 12,3 Milliarden Umsatz und das defizitäre Röhrengeschäft mit gut 2 Milliarden Euro Umsatz. Die Übernahme durch Vodafone machte alle Zukunftspläne des Vorstands zunichte.

Vodafone hatte nur ein Interesse: Eine zügige Integration des Mobilfunkgeschäftes in den schnell expandieren Konzern. Das waren vor allem die Aktivitäten in Deutschland (D2), Italien (Omnitel) und zu Teilen auch in Frankreich (Cegetel). Alle anderen Geschäftsfelder kamen unter den Hammer. Schließlich hatte Vodafone für die Übernahme in einem Aktientausch gut 180 Milliarden Euro bezahlt. Die Industrieaktivitäten von Mannesmann wurden als Atecs zusammengefasst und für gut 9 Milliarden Euro an Siemens und Bosch verkauft. Das Röhrengeschäft ging an die Salzgitter.

Die größte Summe erzielte Vodafone schließlich aus der Abgabe des britischen Mobilfunkunternehmen Orange. Die Briten mussten das Unternehmen aus Wettbewerbsgründen abgeben und erlösten den stolzen Preis von fast 50 Milliarden Euro. Kein schlechtes Geschäft war auch die Abgabe der Luxusuhren für 1,8 Milliarden Euro an die Richemont.

Auf der Verkaufsliste stand ursprünglich auch Arcor. Doch die Festnetztochter ist inzwischen zu einem wichtigen Standbein bei der Vermarktung von Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen in Deutschland geworden. Das ist im Nachhinein eine Genugtuung für Ex-Konzernchef Esser, der zwar bei Übernahme der Unterlegene war, bei der Strategie aber goldrichtig lag.