Analyse: Klinsmann weg - auch Bayern-Vorstand verliert
München/dpa. - München - Mit stolz geschwellter Brust präsentierten die Bayern-Bosse Querdenker Jürgen Klinsmann im Januar 2008 als «absoluten Wunschtrainer», 472 Tage später mussten sie mit der Entlassung eine falsche Wahl eingestehen.
«Das beste Konzept nützt nichts, wenn irgendwann nicht die Ergebnisse kommen», sagte Manager Uli Hoeneß am Montag in München. Trotz des gescheiterten Projekts Klinsmann gab er die Hoffnung aber nicht auf, «irgendwann einen Trainer zu finden, der zwei, drei, vier Jahre eine Mannschaft formt». Der gefeuerte Coach, dessen Verpflichtung eine Idee von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war, war dieser Mann nicht.
Klinsmann galt als der einflussreichste Bayern-Trainer der Club-Geschichte. Auch wenn Hoeneß das kurz nach der Entlassung des ehemaligen Bundestrainers, dessen Konzepte im DFB-Team auch erst nach einiger (Warte-)Zeit griffen, vehement bestritt. «Er war angestellt, die Mannschaft auf dem Platz so zu trainieren, dass sie gewinnt. Er hat keine Aufgaben gehabt, die unmenschlich waren, die außerhalb eines normalen Fragenkatalogs waren», betonte der Manager säuerlich. Von einem zu großen Wagnis der Bayern-Chefetage, einen Coach ohne Vereinstrainer-Erfahrung mit der Betreuung der wertvollsten Bundesliga-Mannschaft zu betreuen, wollte Hoeneß nichts wissen.
Dennoch werden die Münchner wohl nicht noch einmal einem Clubtrainer-Novizen vertrauen. Eine ganze Reihe von Namen geisterten und geistern in München umher, aber alle Kandidaten haben schon erträgliche Erfolge als Vereinscoach auf dem Konto. Und auch für die Titel-Rettungsaktion im Saison-Endspurt wurde nach der Entlassung des 44-jährigen Klinsmann auf die Dienste des 63 Jahre alten Trainer-Oldies Jupp Heynckes vertraut. Erfahrung statt Aufbruchstimmung.
Auf der Zielgeraden seiner am Jahresende auslaufenden Amtszeit als Manager muss Hoeneß nicht nur seinen Nachfolger, sondern auch einen neuen Coach finden. Am eigenen Fahrplan soll sich nichts ändern. «Ich finde, dass der FC Bayern in einer guten Verfassung ist. Der Vorstand arbeitet total homogen, das Verhältnis zum Aufsichtsrat ist total okay», betonte Hoeneß und hat schon «die Leute für die zu besetzten Aufgaben im Auge». Damit der 56-Jährige wie geplant in Ruhe vom Präsidentenstuhl vom Ende des Jahres an die Entwicklung verfolgen kann, müssen die neuen Kandidaten passen. (dpa)