Amokläufer posierte mit Pistole im Internet
Kauhajoki/Hamburg/dpa. - Der Amokläufer von Kauhajoki hat sich im Internet als Pistolenschütze präsentiert. Auf der Online-Plattform YouTube waren verschiedene Videos zu sehen, in denen Matti Juhani Saari mit einer Walther P22 an einem Schießstand hantierte.
Auch die finnische Polizei kannte diese Videos, sah aber keinen Grund, einzuschreiten. In seinem zugehörigen Online-Profil nannte sich der 22-Jährige nach einer deutschen Gothic-Band und seinem Geburtsjahr «Wumpscut86». Detailliert gab er Auskunft über seine Hobbys - «Computer, Waffen, Sex und Bier» - sowie seinen Musikgeschmack, vorrangig Heavy Metal. Mittlerweile ist die Seite des Mannes von den Betreibern der Plattform gesperrt.
Ein finnischer Blogger verbreitete jedoch einen Internethinweis, auf dem mehrere Bilder von Saari zu finden waren. Auf den Fotos zielte er etwa mit einer Pistole direkt auf den Betrachter. Eine Collage zeigt den jungen Mann von hinten vor blutrotem Hintergrund, daneben steht «Wumpscut on its way to hell» (Wumpscut auf seinem Weg zur Hölle). Auch ein Video mit dem Titel «You will die next» (Du stirbst als nächstes) war darunter.
Internetnutzer hatten den 22-Jährigen schon früh als den Täter identifiziert, am Nachmittag bestätigte Innenministerin Anne Holmlund diese Berichte. Ihren Angaben zufolge waren der Polizei die Videos von Saari aufgefallen, noch am Montag habe ein Polizist mit dem 22-Jährigen gesprochen. Der Beamte habe aber keinen Grund gesehen, dem Mann den Waffenschein oder seine Pistole abzunehmen.
Nur wenige Stunden vor dem Amoklauf hatte sich der Täter noch einmal bei YouTube angemeldet. Auf seiner Profilseite fand sich auch ein Lied der Gruppe :Wumpscut: - ein Projekt des deutschen Künstlers Rudy Ratzinger - mit dem Titel «War» (Krieg), in dem es heißt: «... und plötzlich war Krieg, unsere Kinder tot...» Es soll sich jedoch um ein Anti-Kriegs-Lied handeln.
Noch bevor die Seite gesperrt wurde, hatten bereits etliche Internet-Nutzer dort einen Kommentar hinterlassen. Nutzer yrttisilppuri klagte an: «Menschen töten, um Bekanntheit zu erlangen? (...) Wenn es sein eigener Krieg ist, warum tötet er dann nicht sich selbst?» Der 22-Jährige hatte sich nach seiner Tat in den Kopf geschossen, überlebte den Selbstmordversuch aber.